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„Glory to the Queen“: Vier Königinnen des Spiels

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Der Dokumentarfilm porträtiert die vier großen Georgierinnen Nona Gaprindaschwili, Maia Tschiburdanidse, Alexandria und Nana Iosseliani, die die Schachwelt domnier(t)en.

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Der Dokumentarfilm porträtiert die vier großen Georgierinnen Nona Gaprindaschwili, Maia Tschiburdanidse, Alexandria und Nana Iosseliani, die die Schachwelt domnier(t)en.

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In der georgischen Geschichte gibt es große Frauen, auf die im Dokumentarfilm „Glory to the Queen“ eine Fremdenführerin verweist: die heilige Nino, die den Anstoß zur Christianisierung gab, Königin Tamar, deren Herrschaft den Höhepunkt des mittelalterlichen Reiches markierte – und der Stolz der Nation, die Schachspielerinnen.

Nona Gaprindaschwili war die erste Frau, die den Rang eines Großmeisters erreichte – ein Begriff, für den es bis heute keine weibliche Form gibt. 15 Jahre lang war der Titel der Weltmeisterin für sie reserviert. Abgelöst wurde sie von ihrer Landsfrau Maia Tschiburdanidse, die ebenso lang auf dem Schachthron blieb. Gemeinsam mit den ihnen ebenbürtigen Nana Alexandria und Nana Iosseliani dominierten sie die internationale Szene.

Der Film von Tatia Skhirtladze ist aber nicht nur ein Porträt dieses Quartetts, sie reflektiert darin auch über ihr Geburtsland und die dortige Stellung der Frau. Einerseits historisch, indem sie Material aus der Sowjet-Ära in seiner Inszenierung von Rollenbildern entlarvt, andererseits durch viele jüngere Georgierinnen, die über sich und eine Gemeinsamkeit sprechen: Freiwillig oder nicht, alle sind sie nach einer dieser Schachspielerinnen benannt worden.

Während Skhirtladze die Damen durch ihren heutigen Alltag begleitet und die inzwischen verstorbene serbische Schachspielerin Milunka Lazarević hintergründig kommentiert, entsteht so auch das Bild einer Gesellschaft, in der sich das Rad der Zeit zurückzudrehen scheint.

Inhaltlich sind die realen Königinnen des Spiels damit um einiges ergiebiger als der fiktionale Vergleichswert, der sich aufdrängt: die Miniserie „The Queen’s Gambit“, die vergangenes Jahr weltweit neues Interesse für Schach entfachte. Nur gut, wenn durch sie auch tatsächliche Vorbilder Beachtung erfahren.

Der Autor ist Filmkritiker.

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