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"Die Misswahl": Ungleicher Kampf

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Thomas Taborsky über eine Wohlfühl-Komödie, die jedoch die Problematik der Ungleichheit gleich auf mehreren Ebenen aufzeigt.

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Thomas Taborsky über eine Wohlfühl-Komödie, die jedoch die Problematik der Ungleichheit gleich auf mehreren Ebenen aufzeigt.

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Ob direkt oder indirekt: Britische Wohlfühlkomödien haben sich selten davor gescheut, gesellschaftliche Themen anzugreifen. Das gilt auch für „Die Misswahl“, die sich einen medialen Wendepunkt vor einem halben Jahrhundert vornimmt: die Wahl zur Miss World 1970. Was sich bislang als „Unterhaltung für die ganze Familie“ darstellen konnte, sieht sich plötzlich unter Beschuss. Der Presse ist aufgefallen, dass immer nur Weiße gewinnen, ganz zu schweigen von der unklaren Haltung zum Apartheidregime. Solche Fragen wiegelt der Organisator ab, indem er kurzerhand eine zweite, schwarze Teilnehmerin aus Südafrika einfliegen lässt. In Sachen Sexismus reicht ein Gehen mit der Zeit jedoch nicht.

Für die aufkeimende Frauenbewegung repräsentiert die Fleischbeschau alles, was falsch ist. Über die Protestformen sind sich die Gruppen längst nicht einig. Sally etwa, eine Alleinerzieherin, die ihren Uniabschluss nachholen will, wird von jüngeren, radikaleren Mitstreiterinnen belächelt: Sie wolle doch nur einen Platz am Tisch haben, nicht das System stürzen. Schlicht bemerkenswert an „Die Misswahl“ ist, wie er Sexismus und Rassismus koppelt, aber zeigt, dass viele Ebenen von Ungleichheit bestehen. Clever und nicht nötigerweise über die Bande des Humors erschafft der Film eine Welt im Umbruch. Manche sind dort weiter, manche nicht – und manche aus der Zeit gefallene Fossile.

Der Autor ist Filmkritiker.

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