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„How to Have Sex“ und „Dead Girls Dancing“: Zwei ganz konträre Künste

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Zwei Debütfilme mit jeweils drei jungen Frauen, die erstmals die Welt erkunden.

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Zwei Debütfilme mit jeweils drei jungen Frauen, die erstmals die Welt erkunden.

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Die Spannweite der Ausdrucksmöglichkeiten, die sich im Kino bieten, zeigt sich aktuell an den Debütarbeiten zweier weiblicher Filmschaffender. Denn auf dem Papier verbindet die Britin Molly Manning Walker und die Deutsche Anna Roller auffällig viel: Beide sind sie Jahrgang 1993, haben namhafte Filmschulen abgeschlossen und beschäftigen sich in ihrem Erstling mit demselben entscheidenden Wendepunkt im Leben von Heranwachsenden. Beide schicken sie in „How to Have Sex“ respektive „Dead Girls Dancing“ ein Trio junger Frauen in die Ferne, um diesen Moment auszukosten – und in beiden Werken findet sich ein kleiner Shakespeare-Moment. Dennoch könnte das Ergebnis, das sie vorlegen, konträrer nicht sein.

Walkers „How to Have Sex“ stürzt sich in die Partyszene auf Kreta, wo Tara, Em und Skye die Schulabschlussprüfungen und die bevorstehende Benotung ausblenden wollen. Lange brauchen sie sich nicht umzusehen, um andere Landsleute zu finden, die mit ihnen ohne Rücksicht auf Verluste feiern wollen. Dass sich genau diese Verluste, Zweifel und Bedauern einstellen, die Worte aber, sich darüber mitteilen zu können, erst gefunden werden müssen, zeigt Walker in ihrem Film meisterhaft. In authentischer Jugendsprache gehalten, blubbern zwischen Szenen in Musikvideoästhetik und den Hinterlassenschaften der letzten Partynacht die großen Fragen zwischen Kind- und Erwachsensein hoch: Was, wenn ich es auf eine gute Schule schaffe und mich dort keiner mag? Wann ist Sex wirklich einvernehmlich? Ist hier und jetzt das letzte Mal, dass wir nicht vernünftig sein müssen?

Autostoppend durch Italien

Diese Frage würde auch auf Tara, Em und Skye passen, wird allerdings in Anna Rollers „Dead Girls Dancing“ gestellt. Das Abitur frisch in der Tasche, brechen dort Ira, Ka und Malin nach Italien auf. Bei einem der ersten Stopps lernen sie die Anhalterin Zoe kennen, um sich eine Autopanne später in einem abgelegenen, menschenleeren Dorf wiederzufinden. Auch wenn es scheint, als wären sie mitten in einem apokalyptischen Ereignis, wird der Ort für sie zur Spielwiese und Leinwand, um sich fern von den Erwartungen anderer selbst zu entfalten. Von Szene eins an entwickelt Roller ihr Konzept aus Stimmungen und performativen Elementen, das mit schablonenhaften Figuren und dürftiger Handlung seinem Ziel entgegenmäandert. Es sind zwei völlig unterschiedliche Ansätze von Filmkunst, die diese beiden Arbeiten, diese beiden jungen Autorinnen vertreten; jene von „How to Have Sex“ ist dabei eindeutig vorzuziehen.

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