Wahrheit und ihre Versionen – „Anatomie eines Falls“
Justine Triet verhandelt in ihrem Cannes-Gewinnerfilm „Anatomie eines Falls“ die Frage, was Wahrheit und Realität miteinander zu tun haben.
Justine Triet verhandelt in ihrem Cannes-Gewinnerfilm „Anatomie eines Falls“ die Frage, was Wahrheit und Realität miteinander zu tun haben.
Als die Autorin Sandra (Sandra Hüller) in ihrer abgeschiedenen Berghütte in den französischen Alpen eine junge Journalistin empfängt, um mit ihr über ihre Arbeit zu sprechen, macht sich Sandras Ehemann mit lauter Musik im Obergeschoss bemerkbar, die so penetrant ist, dass Sandra das Interview abbricht. Die Journalistin geht und Sandra legt sich zu Bett. Ihr sehbehinderter Sohn geht mit dem Familienhund Gassi – und als dieser zurückkehrt, liegt Sandras Ehemann blutüberströmt im Schnee vor dem Chalet – alles sieht so aus, als wäre er beim Arbeiten aus dem zweiten Stock gestürzt. Aber was ist wirklich passiert? Eine Frage, die die Regisseurin Justine Triet in „Anatomie eines Falls“ zu erörtern sucht. Der Film gewann heuer im Mai die Goldene Palme in Cannes, was für manche überraschend kam; jedoch ist das Gerichtsdrama ein Musterbeispiel für das perfekte Zusammenspiel von Drehbuch, Regie und Besetzung. Die Frage, die bald auftaucht, lautet: Ist Sandra in Wahrheit die Mörderin ihres Ehemanns?