Lady Business - © Constantin

"Lady Business": Progressivität zum Abschminken

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Die Komödie "Lady Business" ist nicht nur relativ einfallslos, sondern pflegt auch lästige Klischees.

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Die Komödie "Lady Business" ist nicht nur relativ einfallslos, sondern pflegt auch lästige Klischees.

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Verkauf ist pure Psychologie. Potenzieller Kundschaft lässt sich sagen, dass ein Produkt ihrer Selbstentfaltung dient, genauso aber einreden, dass sie ihre Unvollkommenheit nur durch eine ganz bestimmte Ware lindern können. Die Komödie „Lady Business“ lässt diese beiden Ansätze immer wieder aufeinander treffen. Ihr Paradebeispiel dafür findet sie in der Kosmetikbranche. Die Kleinunternehmerinnen Mia und Mel, seit ewigen Zeiten beste Freundinnen, leben dort Ersteres, ein positives Körperbild. Im Laden lassen sie z. B. Schülerinnen vorm Ball aufblühen, online wiederum finden ihre handgemachten Make-up-Kits reißenden Absatz.

Trotzdem steht das Geschäft kurz vor der Insolvenz. Das ruft Claire Luna, die Besitzerin eines Beauty-Konzerns, auf den Plan, die den beiden ein verlockendes Angebot macht: Sie bezahlt ihre Schulden, legt ein paar Millionen drauf, wenn eine Präsentation gut läuft, und darüber hinaus behalten Mia und Mel die Kontrolle – sofern sich die Freundinnen bis dahin nicht überwerfen. Umgehend beginnt Claire zu intrigieren, damit diese Klausel, die sie in den Vertrag gesetzt hat, auch schlagend wird.

Geschichten wie diese sind etliche Male durchdekliniert worden, und die jüngste Variation gibt sich nicht einmal den Anschein, dafür große Anstrengungen zu unternehmen. Eher gerät sie in Gefahr, zu deutlich von ihren Vorbildern zu kopieren, wenn die verlässliche Nebendarstellerin Jennifer Coolidge wie einst in „Natürlich Blond“ ihren Dienst in einem Schönheitssalon verrichtet oder das Essen bei einer gemütlichen Damenrunde zum Ekel-Slapstick wird wie im prägenden Genrevertreter „Bridesmaids“ – beide Male mittendrin: Hauptdarstellerin Rose Byrne.

Zweifelhafter Feminismus

„Lady Business“ muss sich aber nicht nur Einfallslosigkeit vorwerfen lassen, sondern auch, zwar Frauen ins Zentrum zu rücken, aber zweifelhaften Feminismus zu verbreiten. Wenn das Ziel damit erreicht sein soll, dass auch Frauen Männer wie ein Stück Fleisch behandeln oder sich als Wirtschaftsbosse so skrupellos wie sie verhalten, dann steht es in Hollywood mit der Progressivität, für die es sich preist, gar nicht gut. Das ist aber schon der positive Aspekt. Parallel dazu pflegt der Film nämlich lästige Klischees, u. a. von Homosexualität oder Erscheinungsbildern, verpackt in einer Mischung aus Wohlfühlpointen und peinlichem Schweigen.

Immer betont „Lady Business“ das Herzliche als Basis, und die Verbindung, die beste Freunde miteinander haben. Das dient ihm aber einzig als Vorwand, um ein Programm abzuspulen, bei dem man Glück hat, wenn man kurz einmal auflacht – um dann mit dem bitteren Nachgeschmack zu hadern, der dem unweigerlich folgt.

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