Just Mercy: Schuldig ab Geburt
Thomas Taborsky über den Film "Just Mercy" von Destin Daniel Cretton
Thomas Taborsky über den Film "Just Mercy" von Destin Daniel Cretton
Zum Tod würde Walter McMillian, von seinen Freunden Johnny D genannt, erst seit 2017 nicht mehr verurteilt werden: Da schaffte der US-Bundesstaat Alabama die kontroverse Befugnis ab, mit der Richter eine lebenslange Strafe noch verschärfen konnten. Das ist nur eine von vielen bezeichnenden Facetten im Rechtsdrama „Just Mercy“. Mit tendenziell leiseren Tönen erzählt er vom Kampf, einen eindeutig Unschuldigen in den USA vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren.
Ein frisch aus Harvard kommender, schwarzer Junganwalt (Michal B. Jordan) braucht nicht lange, um das Gerichtsverfahren als Farce zu entlarven: Das Alibi samt Aussagen Dutzender Mitbürger wurde ignoriert, entlastendes Material unterdrückt und was der Kronzeuge zu Protokoll gab, stank zum Himmel. Einem neuen Prozess stellt sich jedoch die weiterhin rassistisch geprägte Mehrheitsgesellschaft des alten Südens mit Macht und Hass entgegen.
Drehbuch und Inszenierung des Films sind nicht gerade originell, aber das überzeugende Spiel bis hinunter in die Nebenrollen gibt ihm eine Kraft, die den berühmten Twitter-Hashtag in jedem Moment bestätigen will: #BlackLivesMatter. Gleich ob im Todestrakt oder im strukturell diskriminierten Viertel.