Die perfekte Ehefrau - © Foto: Panda Lichtspiele

„Die perfekte Ehefrau“: Die Revolution ist gekommen

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Thomas Taborsky über "Die perfekte Ehefrau" unter der Regie von Martin Provost

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Thomas Taborsky über "Die perfekte Ehefrau" unter der Regie von Martin Provost

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Um 1900 war eine weiterführende Frauenbildung, wie sie bereits in Deutschland an den Reifensteiner Schulen nach den Ideen Ida von Kortzfleischs praktiziert wurde, revolutionär. Das „Haushaltsinstitut“ hingegen, das im Mittelpunkt der französischen Komödie „Die perfekte Ehefrau“ steht, hat am Vorabend des Jahres 1968 alles, was dem Namen Relikt gerecht wird.

Noch hat es der soziale Umbruch nicht in die elsässische Provinz und in das von Paulette Van der Beck (Juliette Binoche) straff geführte Haus geschafft. Die sieben Säulen der guten Ehefrau geraten allerdings ins Wanken, als Herr Van der Beck das Zeitliche segnet und eine böse Überraschung in seinem Schreibtisch hinterlässt. Während Paulette sich Freiheiten gegenüber sieht, die ihr laut eigenem Lehrplan gar nicht zustehen, dringen zu ihren Schützlingen die Vorboten der Sexuellen Revolution und der Gedanke weiblicher Selbstbestimmung durch.

Regisseur Martin Provost hat schon einige Filme über starke Frauenfiguren vorgelegt. Seine „Séraphine“ Yolande Moreau ist auch hier mit von der Partie – und als Schwägerin/Lehrerin für einige leichtere Momente gut. Wie so vieles verpufft ihre Leistung aber in einem Werk, das hin und her gerissen ist zwischen absurdem Witz und bitterem Ernst. Und letztlich unentschlossen, was es sein will: Zeitbild, orchestral aufbrausendes Melodram, „Screwball“ ohne Technicolor, oder gar ein wenig Musical?

Ein Film, der sich viel Mühe macht und eine Menge über Frauenrechte zu sagen hat, bereitet damit am Ende selbst viel Mühe.

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