Film - © Foto: Filmgarten

Junge Männer, umerzogen

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Außergewöhnlich oder zutiefst verstörend – je nach Perspektive – ist Bertrand Mandicos Langfilmdebüt „The Wild Boys“. Dem französischen Regisseur gelingt es, die Suggestionskraft des Kinos in eine dunkle Geschichte zu bannen und den Zuschauer auf diese Tour de force mitzunehmen. Immer wieder weiß der Rezipient nicht, wie ihm geschieht. Aber ebenso weiß er, dass dies genau Mandicos Intention ist. Irgendwann zu Beginn des 20. Jahrhunderts geraten fünf piekfeine Internatsschüler auf der Insel Réunion in ordentliche Kalamitäten: Sie können in einem magischsexuellen Ritual die Grenzen zwischen Schein und Realität nicht mehr ausmachen, was den Tod ihrer Mentorin und Literaturprofessorin zur Folge hat. Die Teenager waren zwar längst als Früchtchen aufgefallen, Blasphemie und Gewalttätigkeit gehörte zu ihrem Alltag. Im Prozess, in dem sich die jungen Herren als Opfer ihres Opfers stilisieren, werden sie zwar freigesprochen, aber ihre Eltern wollen das Geschehene doch nicht sanktionslos übergehen: Sie übergeben die Boys einem dunklen Kapitän, der verspricht, aus den unerträglich Pubertierenden friedliche Zeitgenossen zu machen. Die Methoden des vierschrötigen Erziehers sind aber ihrerseits gewalttätig, und er hält die Burschen wie Sklaven. Erst als sie mit dem Schiff eine abgelegene Insel erreichen, scheint so etwas wie ein wenig Freiheit aufzublitzen ... Beunruhigungen, wohin das Zuschauerauge blickt, düstere bis verstörende Bilder, fast alle in Schwarzweiß und bizarrer Bewegung gedreht: In diesem Kosmos fühlen sich nicht nur die Protagonisten unwohl. Ein Satyrspiel, das bedrohlich bleibt. Und dass die Darsteller der Burschen junge Schauspielerinnen sind, darf einen in diesen (Film-)Umständen dann auch nicht wundern.

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