High Life - Mia Goth im Scienc-Fiction-Thriller „High Life“ über ein Raumschiff in Richtung Schwarzes Loch. - © Polyfilm

Konzepte in Aufruhr

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Als Claire Denis („Meine schöne innere Sonne“, „Beau Travail“) in ihrem neuesten Film endlich den Titel einblendet, ist es ein grausiger Anblick: Um ihn herum driften Leichen ins All ab. Es wirkt wie eine Wahnsinnstat, bestenfalls eine aus Verzweiflung. Herausstellen wird sich, dass es eine aus Güte war.

„High Life“ ist offen das, was Science Fiction meist hinter durchdesignten Fassaden ist: eine Versuchsanordnung, ein Rattenkäfig, um fundamentalste menschliche Zustände zu exponieren. Von der Besatzung leben da allerdings nur noch zwei. Die kosmische Strahlung hat die einen dahinge­rafft, die anderen haben sich gegenseitig umgebracht. Allmählich stellen sich die Rückblenden ein, von der Gruppe Schwerverbrecher, die einen „Selbstmordritt ers­ter Güte“ dem Gefängnis vorgezogen hat.

Mit einem Raumschiff, das nur mit 7 beziffert ist, beschleunigen sie in Richtung eines Schwarzen Lochs, angeblich um eine neue Energiequelle zu erschließen. Auf dem Weg sollen sie bei den Fortpflanzungsexperimenten einer Mitverurteilten mitmachen, die in ihrem Brutkasten nichts weniger als Perfektion züchten möchte. Während Dr. Dibs (Juliette Binoche) sich Instinkt, Wahn und Lust hingibt, wallt es in Monte (Robert Pattinson), der sich dem verweigert, innerlich. Als er übrig bleibt, muss er nicht nur das Schiff Tag für Tag am Leben erhalten, sondern auch ein Baby.
Seine Radikalität gewinnt „High Life“, weil Denis darin Konzepte in Aufruhr versetzt, indem sie etwa der Sexualität den Sex entnimmt. Oft wird Existenz darin auf Flüssigkeiten heruntergebrochen.

Zu fließen scheint auch der Weltraum in den Darstellungen von Schwerkraft und Beschleunigung. Die Zusammenarbeit mit dem Konzeptkünstler Olafur Eliasson bestimmt das Erscheinungsbild dieser so philosophischen wie verstörenden Arbeit, die einen im Mark packen kann – sofern man gewillt ist, von konventionellen Erzählweisen loszulassen.

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