Madame Aurora in der Krise

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Auch das Kino hat die Frauen im Alter 50plus entdeckt. Diese Lebensphase ist höchst angstbesetzt. Da ist die Heldin von Blandine Lenoirs Film kein Sonderfall: Nicht nur hat Aurora mit der Hormonumstellung zu kämpfen. Nein, es strapaziert auch noch ein reformfreudiger Chef ihre blankliegenden Nerven, sodass sie verärgert kündigt. Als sie dann noch erfährt, dass sie bald Großmutter wird, ist die Krise perfekt. Wo befindet sich ihr gesellschaftlicher Platz jetzt?

Wie diese spezifisch weibliche Selbstwertkrise bewältigt werden kann, dafür hält das Kino zurzeit zwei Lösungsmuster parat. So konstatiert der mutige Film "Alles was kommt" illusionslos alle Verluste, während "Wie die Mutter, so die Tochter" oder "Das unerwartete Glück der Familie Payan" negative Gefühle kleinzuhalten versuchen, indem sie ihre Heldinnen durch ein spätes Mutterglück noch einmal als machtvoll fantasieren.

Gesellschaftliche Abwertung

Blandine Lenoir wählt nun einen Weg dazwischen. Nunanciert und lebendig malt sie die Probleme dieser Altersstufe aus, die auch darum so schwer zu meistern ist, weil sie mit gesellschaftlicher Abwertung einhergeht. Aber die Regisseurin zeigt, dass dies mit Komik und mit Solidarität zu schultern ist. Allerdings trägt sie ihre Einsichten manchmal zu thesenhaft, zu demonstrativ vor, sodass ihre Figur als Persönlichkeit nicht organisch und rund entwickelt wirkt, sondern von Szene zu Szene gehetzt erscheint. Auch fällt Lenoir mit dem romantischen Schluss doch wieder in altbewährte Muster zurück. Denn wie der Name Aurora verheißt, vermag die anmutige, attraktive Frau -kraftvoll verkörpert von Agnès Jaoui -sich erst durch diesen Neuanfang den richtigen Mann zu erwählen.

Madame Aurora und der Duft von Frühling (Aurore) F 2017. Regie: Blandine Lenoir. Mit Agnès Jaoui. Polyfilm. 89 Min.

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