Mann ohne Horizont

Werbung
Werbung
Werbung

Moondog -der Name passt zum Helden von Harmony Korines ("Spring Breakers") jüngstem Film "Beach Bum". Wenn er nicht aufjault, wankt er tänzelnd durch durch den sonnigen Teil Floridas, immer bedacht darauf, seinen Rauschpegel zu halten. Die Leute lieben ihn für den Gedichtband, den er vor Ewigkeiten verfasst hat, vor allem aber für seine Art: "Du musst einfach akzeptieren, dass er aus einer anderen Dimension kommt". Deshalb hat ihn bisher auch nichts dazu gebracht, sich an ein zweites Buch zu setzen. Der Irrwitz, die Ungehörigkeit, das fragmentarische Vorhandensein einer Handlung: Leicht ließe sich dieser epische Trip als Delirium abstempeln.

Ein bisschen besser lässt er sich im Lichte von Thomas Mann verstehen, genauer gesagt seiner Kurzgeschichte "Enttäuschung". Viele Jahre später inspirierte der Text rund um illusorisch große Erwartungen das Chanson "Is That All There Is", das in der Fassung von Peggy Lee berühmt wurde: Wenn uns die Hochs und Tiefs nicht so berühren, wie man es uns vorher eingeredet hat, ja, dann lass uns am besten weiter tanzen.

Die Szene, in der sich Matthew McConaughey und Isla Fisher dazu glücklich und selbstzerstörerisch ins Delirium drehen, ist nicht nur die faszinierendste im Film, sie mausert sich zum Schlüsselmoment. Als Sinnbild des Menschen, für den es "keinen Horizont mehr gibt" und der davon befreit sein Freud'sches Id auslebt, suhlt sich McConaughey an der Spitze seiner überdrehten Mitstreiter in Exzentrik. Rund um ihn baut Korine einen poetischen Film spezieller Art: manchmal knallig, manchmal malerisch und weise in seiner Albernheit.

Beach Bum (The Beach Bum) USA 2019. Regie: Harmony Korine. Mit Matthew McConaughey, Snoop Dogg, Isla Fisher. Constantin. 95 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung