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Nicht glaubwürdig

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Wenn sich aus dem strahlenden, schwarzhäutigen Tür-kenbesieger, dessen Charme und naive Herzensgüte die zarte weißhäutige Desdemona betörten, der verletzte, verstörte Bächer entwickeln soll, dann fängt die Othello-Story an, unglaubwürdig zu werden. Jedenfalls bei den Sommerspielen in Perchtoldsdorf, die heuer erstmals unter der Intendanz von Tamäs Fer kay, ehemals Leiter der Sommerspiele im kärntnerischen Porcia, stehen.

Ferkay hat eine sprachliche Neufassung des Shakespeare-Textes besorgt und versucht, das Pathos zu reduzieren, damit aber leider auch weitgehend die Poesie und den Sprachzauber reduziert und stattdessen unpassende Modernismen eingeführt (trotz stilisiert historischer Kostüme). Auch hätten vernünftige Striche dem überlangen Abend gutgetan.

Es dürfte an der Biederkeit des Jago liegen, daß in dieser Aufführung der völlige Bealitätsverlust Othellos im Eifersuchtswahn so unglaubwürdig wirkt: Statt der zu erwartenden Entlarvung eines kleinen Mieslings schreitet eine Bacheorgie voran, die zu wenig schicksalhaft erscheint.

In Christofer von Beau hat Begis-seur Ferkay einen im ersten Teil überzeugenden Othello, Anna Franziska Srna verströmt sich als hingebungsvoll liebende Desdemona, Sabine Muhar ist eine klug-energische Emi-lia und Charles Elkins ein etwas ältlicher Cassio. Peter Urays Jago wirkt eher als hinterlistiger Duckmäuser denn als bösartiger Dämon.

Bühnenbildner Peter Umbach hat die herbe Kulisse der Perchtoldsdor-fer Burg gut genutzt.

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