Perfektion und Navigation

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Es gibt kein Zurück im Dokumentarfilm "Oper", keinen Manöverkommentar der Geschehnisse. Die Dinge passieren linear, so wie sich Personal und Künstler der berühmten Opéra de Paris ihnen in der Saison 2015/16 stellten, als sie vom Schweizer Jean-Stéphane Bron begleitet wurden. Die Frustration etwa, die sich im Choreographen Benjamin Millepied ankündigen mag, ist weniger von Belang als der Moment, in dem er plötzlich als Kurzzeit-Ballettleiter das Handtuch wirft.

Der Operndirektor, selbst in seiner ersten Saison, muss reagieren, Nachfolge und Medieninteresse regeln. Muss anderswo zwischen politischem Spardiktat und Streikdrohungen navigieren, Worte finden für das, was sein Haus und die Stadt nach dem Terrorakt im Bataclan bewegt - ständig drängt der Kosmos um diesen Mikrokosmos, der nie verlassen wird, herein.

Kübel Süßigkeiten hinter der Bühne

Bron sucht sich mehrere Projekte und Protagonisten aus, die ihn durchs Jahr geleiten. Eine sozial unterprivilegierte Schülergruppe studiert Beethovens Vierte ein. Der Chor probt sich nicht immer friktionsfrei zu Schönbergs "Moses und Aaron" durch, dann zu den "Meistersingern". Extraaufwand, damit ein Solist das "r" in Wurst richtig zu intonieren erlernt -ein Moment ernsthafter, hingebungsvoller Arbeit in einem Elitebetrieb, aber einer von nicht wenigen, die auch von Witz geprägt sind.

Den Kübel Süßigkeiten, der hinter der Bühne steht, fixiert Bron deshalb fast so gern wie menschliche Ausdrücke -im besten Fall jene, wenn nach Perfektion Strebende endlich mit sich selbst zufrieden sind. Bündig ist diese Entdeckung der Arbeitswelt Oper, und mehr als mitreißend.

Oper -L'Opéra de Paris F/CH 2017. Regie: Jean-Stéphane Bron. Filmladen. 110 Min.

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