Die Mittagsfrau - © Filmladen

Romanverfilmung: "Die Mittagsfrau" - Ein Mutterschicksal im Berlin der 1920er

19451960198020002020

Barbara Albert verfilmt in „Die Mittagsfrau“ den gleichnamigen Roman von Julia Franck über eine Frau, die ihren Sohn zurückließ.

19451960198020002020

Barbara Albert verfilmt in „Die Mittagsfrau“ den gleichnamigen Roman von Julia Franck über eine Frau, die ihren Sohn zurückließ.

Werbung
Werbung
Werbung

Dass eine Mutter ihr Kind als Fessel im Kampf um Selbstbestimmung empfindet, löst Unbehagen aus. „Die Mittagsfrau“ handelt davon. Seine Hauptfigur Helene überlässt Ende des Zweiten Weltkriegs ihren Sohn Peter auf einem Bahnhof sich selbst. Jahre später sucht sie den jetzt 17-Jährigen auf dem Land bei seinem Onkel auf. Doch Peter hält sich versteckt. Barbara Alberts Adaption von Julia Francks gleichnamigem Bestseller erzählt in Rückblenden aus der Perspektive Helenes, wie sie zu der Frau geworden ist, die ihr Kind im Stich ließ.

Mit seinem Auftakt akzentuiert der Film entgegen dem Roman nicht das traumatische Erleben des Sohnes; er rückt Helenes Beziehung zu ihrer Schwester Martha und deren Freundin Leontine in den Vordergrund. Mit weichem Ton fängt er die Sehnsucht der Jugend nach Nähe und sinnlichem Erlebnishunger ein. Indem Albert verdichtet, umdeutet und hinzu erfindet, konturiert sie noch stärker die Polarisierung von romantischer Liebe in Gestalt des Karl und der späteren Vernunftehe mit Wilhelm, der ihr im Nationalsozialismus zu einer ‚arischen‘ Identität verhilft. Dabei bietet der Film für das Berlin der Goldenen Zwanziger keine neuen Ansichten, sondern bedient sich gängiger Bilder.

Kraftvoll und überzeugend malt er dagegen die Beziehung zu Wilhelm aus, die menschliche Kälte und das beschwerliche Dasein als Frau und Mutter werden lebendig. So erscheint es folgerichtig, wenn der Film Helene mit einem allerdings klischeehaften Schlussbild rehabilitiert. Im Roman hingegen ist die Verletzung des Sohnes zu tief. Er will nichts hören, sondern vergelten, und fällt so dem ‚Wiederholungszwang‘ anheim. Wie einst die Mutter verkennt der Sohn die Realität: „Er brauchte niemanden“.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung