Rose - © Polyfilm

„Rose“ – Roadtrip gegen die Stigmatisierung

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Der Autor Walter Gasperi über den Film „Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ von Regisseur Niels Arden Oplev.

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Der Autor Walter Gasperi über den Film „Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ von Regisseur Niels Arden Oplev.

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Der Däne Niels Arden Oplev weiß genau, wovon er in „Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris“ erzählt. Als Grundlage diente ihm nämlich eine reale Reise seinen beiden Schwestern – eine davon schizophren – in die französische Metropole. Wie diese Reise lässt Oplev auch seinen Film im Spätsommer 1997 vor dem Hintergrund des Tods von Lady Di spielen. Auch wenn die Helikopter-Mutter entschieden dagegen ist, will die frisch verheiratete Tochter Ellen mit ihrem Mann der schizophrenen Schwester Inger (Sofie Gråbøl) den Traum von einer Busreise nach Paris erfüllen. Irritiert reagieren die Mitreisenden zunächst auf die 40-Jährige, die bei einer Vorstellungsrunde offen über ihre Krankheit und über Sex spricht. Vor allem ein älterer Lehrer verhält sich abweisend gegenüber der Frau, die bald schon mit einem Begräbnis für einen toten Igel den exakten Reiseplan durcheinanderbringt. Im Gegensatz zum verknöcherten Lehrer ist dessen 12-jähriger Sohn aber von Ingers Offenheit und Mitgefühl fasziniert und beginnt sich anzufreunden. Aber auch die anderen Mitreisenden werden in Paris und in der Normandie erkennen, wie wichtig und wertvoll sie mit ihren perfekten Französischkenntnissen ist, während der Lehrer mit seinem cholerischen Auftreten mehrfach für problematische Situationen sorgt. So wirft Oplev die Frage auf, wer denn hier eigentlich krank ist, spart aber auch die dunklen Seiten der Krankheit nicht aus. Auf große dramatische Zuspitzungen und inszenatorische Finessen verzichtet der Däne dabei. Er erzählt geradlinig und unauffällig, bleibt im Alltäglichen und überlässt den Raum seinen Schauspieler(inne)n. Großartig ist vor allem Sofie Gråbøl, die ein vielschichtiges und bewegendes Porträt von Inger zeichnet. Ihr Spiel und Oplevs differenzierter Blick auf die Krankheit und den Umgang der Umwelt damit – machen diesen bruchlos zwischen Komödie und Drama changierenden Roadtrip zu einem berührenden, aber nie aufdringlichen Beitrag zur Entstigmatisierung von psychisch Kranken und einem hoffnungsfrohen Plädoyer für einen offenen und wertschätzenden Umgang mit Menschen, die etwas eigen, aber dadurch eben auch ganz besonders und genauso wertvoll sind.

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