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Schade um Schwertsik

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Übermäßig beklatscht wurde am Sonntag die Uraufführung von Kurt Schwertsiks vierter Oper, „Die Welt der Mongolen", die als Auftragswerk des Linzer Landestheaters ziemlich langweilig über die Bühne ging. Schuld daran ist der Vorarlberger Autor Michael Köhlmeier mit seinem krampfhaft sinnsuchenden Sujet für seinen Librettoerstling. In eine banale Alltagssituation - ein Ehepaar fährt mit dem Taxi in eine Ausstellung, von der das Werk nur den Titel erhält -bricht plötzlich das „Weltgericht" ein, und alle Besucher bis auf die beiden Taxikunden, mit dem Tod und Teufel irrational verbündet, sterben im brutalen Kugelhagel von Killern. Die beabsichtigte Tragikomik der doppelbödigen Geschichte mit dem deftigen bis oft primitiven Reimtext ist kaum erkennbar, die sprachlich eigenartige Mischung von Pathos und Witz bleibt ohne Bedeutung für die inhaltlich angestrebte Ambivalenz von Gut und Böse.

Schade jedenfalls um Schwertsiks Musik. Sie ist mit lockerer Meisterhand in diversen Formen und Stilen geschrieben, aber immer leicht hörbar, weil tonal, und bereitet den Sängern wie dem Orchester spürbares Vergnügen, so daß sie manchmal allzu dramatisch vorgehen. Bei Chor und Extrachor war gerade dies ein Plus für die Aufführung, auch das Bruckner-Orchester leistete sich unter Schwert-sik-Freund Martin Sieghart keine Minuspunkte. Hans Hoffer gab mit seiner Begie und Bühnenbild dem Werk, was es verdiente, nämlich Simplizität, leider bis zur Hilflosigkeit in der Führung der von Ciarisse Maylu-nas kostümierten Figuren: Cheryl Lichter (Kassierin), Thomas Sigwald (Taxifahrer), Karen Bobertson (Stefanie), Leopold Köppl (Wilfried), William Mason (Der Fremde), Donna Ellen (Die Seele) und Joannis Anifanta-kis, Franz Binder sowie Franz Kalchmair als das Referententrio.

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