Tollpatsche unter sich

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„Burn After Reading“: Der Coen-Brüder jüngster Streich ist eine Geheimdienst- Farce, in der alle Protagonisten zum Scheitern verurteilt sind.

Es gibt auch ein Filmemachen nach dem Oscar. Vor Halbjahresfrist heimsten die Gebrüder Coen für „No Country for Old Men“ gleich vier der begehrten Filmtrophäen ein. Das Drehbuch ihres neuen Streichs, „Burn After Reading“, entstand zur gleichen Zeit wie jenes für den Preisträger-Streifen. Diesmal ist es kein Jahrhundertfilm, ein typischer Coen aber allemal, und ein Feuerwerk, das die Lachmuskeln weit mehr beansprucht als andere Werke der Brüder.

Wenn man eine Screwball Comedy mit dem Filmstil von Ethan und Joel Coen mixt, dann kommt „Burn After Reading“ heraus – ein Meisterwerk der Schrägheit, schwarzer Humor im besten Sinn. Und die Darstellerriege gleichfalls vom Allerfeinsten: George Clooney, John Malkovich, Brad Pitt, Frances McDormand, Tilda Swinton – was will der Coen-Fan mehr?

Eine Geheimdienst-Farce mit absurden und verschlungenen Hand- lungssträngen: Ozzie Cox (Malkovich), Balkanexperte bei der CIA, wird von der Agency wegen Alkoholproblems gefeuert. Doch anstatt Trost von Katie (Swinton) zu erhalten, muss er erleben, dass ihn seine Angetraute sitzen lässt. Sie betrügt ihn mit dem Ministerialbeamten Harry Pfarrer (Clooney), der seinerseits eine fragile Ehe mit einer bekannten Kinderbuchautorin führt und weiteren amourösen Abenteuern nicht abgeneigt ist. Daneben schildert der Film die traurige Existenz der Linda Litzke (McDermond), einer Fitness-Studio-Angestellten, die nichts so sehr will wie eine Schönheitsoperation, welche sie aber (noch) nicht bezahlen kann. Doch da vergisst im Fitnessstudio jemand eine brisante CD mit Geheimdienst-Infos; Linda und Kollege Chad (Brad Pitt) machen sich daran, den Urheber der CD zu erpressen: Ozzie Cox, dessen Memoiren da gefunden worden waren.

Aber Ozzie will nicht zahlen, also suchen die beiden, die Infos an die Russen zu verkaufen: Im Nu paart sich totale Tollpatschigkeit mit hochnotpeinlicher Geheimdienstoperation. Oder auch nicht hochnotpeinlich. Denn der CIA-Boss ist mehr daran interessiert, dass sich alle Beteiligten mehr oder weniger selbst eliminieren – oder zumindest nach Venezuela absetzen. Wussten Sie, dass Venezuela mit den USA kein Auslieferungsabkommen hat?

Nicht nur diese Bildungslücke wird durch „Burn After Reading“ geschlossen, sondern die Gebrüder Coen nehmen das ganze geheimniskrämerische System von CIA & Co auf die Schaufel: Es ist eine Freud’, den Protagonisten dabei zuzusehen, wie sie sich das Leben so kompliziert machen, dass sie schlichtweg daran scheitern.

Burn After Reading

USA 2008. Regie: Joel und Ethan Coen. Mit George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton, Brad Pitt. Verleih: Tobis. 95 Min.

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