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Brecht als gepflegte Unterhaltung

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Das London der Diebe, Huren und anderer armen Leute findet man dieses Jahr in Kobersdorf, im Hof eines herrschaftlichen Schlosses, wo man zumindest dem Gemäuer, diesem Symbol einstigen Feudaladels, zurufen kann: Zuerst kommt das Fressen, und dann erst die Moral!

Rudolf Buczolich, Intendant und Regisseur der diesjährigen Aufführung, hat absichtlich das Kleine-Leute-Milieu ausgespart und dafür die Charaktere in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt. So kommt es oft zu durchaus komödiantischen

Momenten, seltener eben zu den typisch brecht-schen. Das empfindet man in Kobersdorf kaum als Fehler, fährt man dorthin ohnehin nicht in Sachen Klassenkampf und schon gar nicht zum Zweck der Literatur-Nachhilfe, sondern um gepflegt unterhalten zu werden. Das gelingt auch mit einem so sperrigen Stück, in dem Gabriele Schuchter (Polly), Gerhard Ernst (Peachum) und Erwin Ebenbauer (Mackie Messer) dominieren, neben ihnen bietet das Ensemble insgesamt eine saubere schauspielerische Leistung. Hervorragend die Realisierung der Musik von Kurt Weill unter der Leitung von Anton Gisler.

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