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Prag

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Die goldne, graue Stadt — und alles ist gewesen. Monstranzenfische konserviert in funkelnden Aquarien. Das Glockenspiel beim leeren Tabernakel. Der steinbeschwerte Rabbi schläft. Die Tumba sinkt mit ungelesnen Wünschen aus Papier hinab.

In schlanker Gasse Selbstbedienungs-Mittelalter. Des Präsidenten Seele knattert überm Dach. Reliquien ungeküßt. Kein Ruß an roten Lampen. In steilen Hallen steigt die Ungeduld, und steil in Gläsern steigt der Duft des Schaums.

Heilige, dunkle Stadt, du sonntagslose,

der Sehnsucht angetraut, dem Tanz geboren.

Libussa, Hus und Schwejk, List und Gewalt.

Geliebte Gruft voll grüßenden Geflüsters,

zu alt um froh zu werden, doch zu froh um alt zu sein.

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