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Pseudoprovokant

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Als Beitrag zur „geistigen Erneuerung“ der Salzburger Festspiele waren Strawinskys „ Oedipus Rex“ und „Psalmensymphonie“ im Großen Festspielhaus angekündigt: Peter Sellars, Amerikas „Junger Wilder“ mit der Freude an Provokation, inszenierte; die Wiener Architekturgruppe COOP Himmelb(l)au rüstete das Festspielhaus außen und innen mit Pölzpflöcken bedeutungsvoll ein - als drohe der Bau bereits zusammenzukrachen. Und die Bühne wurde mit weißen Leintuchbahnen ausgeschlagen, über denen Neonröhren wie zerbrochene Zeichen schwebten. Dunya Ramicova entwarf dazu pseudo-afrikanische Kostüme mit grellrot-weißen Streifen. Ein häßliches Bild, das mit Strawinskys szenischem Oratorium wenig zu tun hatte und von Sellars mit einer Flut von Gesten in einer Art Stummensprache und lächerlichen Aufmärschen aufgeputzt wurde.

In krassem Gegensatz dazu die perfekte musikalische Wiedergabe: Wiener Philharmoniker, der Wiener Staatsopernchor, ein kaum überbietbares Solistenensemble (Thomas Moser, Marjana Lipovšek, Franz Josef Kapellmann, Matti Salminen) und der junge Dirigent Kent Nagano sorgten für eine dramatisch packende Aufführung von herrlicher Ausgewogenheit.

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