Wortreiches Unglück

Werbung
Werbung
Werbung

Seinen autobiografisch unterfütterten Roman "Mittelreich" hat Josef Bierbichler, die bayerische Naturgewalt, nun auch in Filmform gegossen. In "Zwei Herren im Anzug" marschiert, taumelt und geistert er durchs deutsche 20. Jahrhundert, lässt es über ein Landgasthaus am See branden, wo irgendwann in den 1980ern der alte Pankraz und Semi, sein Sohn, sitzen. Die Mutter ist frisch beerdigt, die Gäste verköstigt und gegangen. So beginnen die Männer zu trinken und wohl zum ersten Mal in ihrem Leben miteinander zu reden; über ihr aufgestautes böses Blut, versperrte Chancen, Fortschritt und Ewiggestrige. Bierbichler entfesselt auf dieser Grundlage einen mittleren Orkan aus Geschichtsabrechnung, Traditionsfesseln und Metaphysik, greift nach außen an wie auch nach innen, wo er die Verantwortung fürs eigene Schicksal zur Diskussion stellt. Die wahre Kunst dieses ausladenden Opus magnum bleibt jedenfalls, dass sich seine vielgestaltigen Vignetten nicht vollends gegenseitig aufheben.

Zwei Herren im Anzug D 2018. Regie: Josef Bierbichler. Mit Josef Bierbichler, Simon Donatz, Martina Gedeck. Filmladen. 139 Min.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung