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Zonen-Drama

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Der Zonenjammer ist im österreichischen Film nur bis zur Komödie gediehen. Wie billig wir —, trotz allem — davongekommen sind, erkennen wir so recht, wenn wir jetzt den deutsch-spanischen Film „D a s große Heimweh“ sehen. Etwas gruselig-krimiartig beginnt der Film mit dem Wirken einer Widerstandsgruppe in der deutschen Ostzone, die Gefährdete und Flüchtlinge ans andere Ufer schmuggelt. Gleich sind wir aber im Alltag, und hier, bei der gestörten Sonntagsmesse, den plärrenden Lautsprechern, der gehetzten Medikamentenschmugglerin und dem Ortskommandanten, der im Widerstreit der Empfindungen hin und her gerissen wird, scheint uns der Film am überzeugendsten und eindrucksvollsten, weil am schlichtesten zu sein. Der dramatische, etwas pathetische Schluß mag filmisch wirksam sein, wahrer scheint uns in diesem Konflikt alles Unheroisehe, Schwankende, Zweifelnde zu sein.

Der spanische Regisseur Cesar Alvardin, erst vor kurzem auf der Berlinale für sein Lustspiel „Der' Schelm von' Salamanca“ mit dem Goldenen Bären dekorier, versammelte im „Großen Heimweh“ eine Schar anerkennenswerter deutscher und spanischer Darsteller, die dem Film das wünschenswerte harte Gesicht aufdrücken. So ist ein aufrichtiger, sauberer Film von quasi tendenziöser Tendenz entstanden, der das weltgeschichtliche Menschendrama' zwar nicht ausschöpft, aber doch ahnen läßt.

In Fachkreisen schüttelt man den Kopf über das dreifache Gefälle von Prädikaten zwischen Bregenz und Wien, das sich der Film hat gefallen lassen müssen. Warum eigentlich? Um das Dogma Himmelfahrt geht es schließlich dabei nicht, und der Kulturföderalismus hat auch einiges für sich. Sollten wir einmal eine zentrale Kommission haben, wird man sich zusammenstreiten. Bis dahin lassen sich aus solchen Divergenzen wertvolle Erfahrungen gewinnen.

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