Zwiespältige Schönheit

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Prolog im Studio: Musiker stimmen sich ein, genau wie der Sprecher, der nicht gerade unbekannte Schauspieler Willem Dafoe. Alle sind bereit - Aufnahme ab. Es ist absolut nichts Ungewöhnliches, im Dokumentarfilm den eigenen Entstehungs-oder Arbeitsprozess zum Thema zu machen. Bei "Mountain" jedoch verweist diese Szene auf seinen ungewöhnlichen Ursprung. Initiiert wurde das Werk nämlich vom Australian Chamber Orchestra und dessen künstlerischem Leiter Richard Tognetti, einem Anhänger der Synästhesie, bei der verschiedene Bereiche der Sinneswahrnehmung gekoppelt werden.

Keine Macht der Synästhesie

Im Sinne dieses Konzepts band etwa "The Reef", ein ACO-Konzertprojekt, Filmsequenzen mit ein. Die Konsequenz für "Mountain" ist überhaupt das Streben nach einer Gleichwertigkeit von Gesehenem und Gehörtem. Beides findet hier im Bereich des Sublimen zusammen, in einer großen Geschichte von Mensch und Berg mit einer poetischen, im Tonfall wehmütigen Narration. Etwa über den Einstellungswandel der Moderne zur den alpinen Gebieten: "Meistern ersetzt Mysterium."

In zwiespältiger Schönheit wedeln Skifahrer zu solchen Zeilen den Hang hinunter, erfährt der musikalische Katalog des ACO zwischen Vivaldi und Pärt eine neue Kontextualisierung. Zweifellos ist "Mountain" prächtig, besonders sein Bildmaterial, das etwas zu oft beim Extremsport landet und immer in Bewegung sein muss -Auswirkung der Drohnentechnik, die in den letzten Jahren eine ganze Welle an Dokumentationen "von oben" beschert hat. Der Streifzug durch die Berge erschöpft sich dennoch schnell. Seine kontemplative Inhaltsschwäche kann auch die Macht der Synästhesie nicht heilen. Zumindest gelingt es dieser Verbindung von Bild und Ton aber, zuweilen einer Stimmung die Tore aufzustoßen.

Mountain AUS 2017. Regie: Jennifer Peedom. Thimfilm. 74 Min.

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