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Komponieren mit Worten und Sätzen

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Jean Tardieu, der Dichter und Altmeister des „Theätre de chambre” starb am 27. Jänner 1995 in einem Krankenhaus in Cre-teil bei Paris an Herzversagen. Für ihn war die Poesie „eine der größten Errungenschaften der Menschheit, weil sie ständig das Erkennbare überschreitet.” So überschritt er in seinem grandiosen Werk die Grenzen von Lyrik, Theater, Essayistik und bewegte sich mit variationsreichen Transkriptionen auch in anderen Kunstsparten: Musik, Malerei und Bildende Kunst. Seine Kompositionsmethode der Betrachtung mit Sprache ist ursprünglich und sprudelt vor lauter Schaffensfreude und Esprit. In den Grenzbereichen von Sprache und Wirklichkeit zeichnet die Poesie die verborgene Seite der Welt nach und erforscht ihre innere Bealität. Neben den Gedichten entstanden seine unvergeßlichen Theaterstücke und Einakter, darunter „Die Liebenden in der U-Bahn”, „Sonate...” und „Das ABC unseres Lebens”.

Jean Tardieu wurde am 1. November 1903 in Saint Germain-Joux (im französischen Jura) geboren und wuchs in Lyon und Paris auf. Nach dem Literaturstudium an der Sorbonne war er als Museumsangestellter, Verleger, Bedakteur, Widerstandskämpfer, Bundfunkleiter und im Fernsenen tätig. Zum 90. Geburtstag veranstaltete das Pariser Centre Pompidou 1993 eine umfassende Hommage. Sein Werk begann 1927 mit einem Gedichtband, betitelt „Der Fremde”. Zahlreiche Veröffentlichungen folgten, darunter zwölf Gedichtbände, sieben Prosatitel und vier Theatersammlungen sowie mehrere Übetragungen von Hölderlin und Goethe. Zuletzt lebte er auf dem Boulevard Arago in Paris.

Auf Deutsch liegt allein der Band „Wort-Kompositionen” in der Stuttgarter Edition Delta vor, eine Sammlung mit Prosatexten, Gedichten und szenischen Arbeiten aus vier französischen Bänden der Jahre 1976-86. Dabei gestaltet Tardieu die Sprache wie Musik, als ob die Wörter und Sätze laufen lernen. Tardieu bleibt einer der bedeutendsten Dichter der klassischen Moderne Frankreichs, der es verstand, das schöpferische Feuer der Kunst- und Sprachbegeisterung wahrzunehmen und authentisch weiterzugeben.

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