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Leichte, aber schmackhafte Kost

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Sommerlich gestimmt brachte das Linzer Landestheater in den Kammerspielen einen Schwank von Georges Feydeau, „Gib acht auf Amalie“. Es ist eines der zahlreichen Stücke Feydeaus, die an das Publikum keine Anforderungen stellen, ihm leichte Unterhaltung bieten. Die relative Bedeutung Feydeaus liegt darin, daß er einer der Begründer des französischen Boulevardtheaters, der leichten und leichtsinnigen Vaudevilles ist. Die Kammerspiele bringen den Schwank allerdings nicht in der 1908 entstandenen Fassung, sondern in einer Bearbeitung, einer „musikalischen Neuerzählung“, wie das Programmheft sagt, durch Kurt Nachmann und Lothar OVas. Es fehlt dabei nicht an Frivolität, doch bestimmt sie nicht den Ton und wird nicht aufdringlich serviert. Das Stück lebt vom 1. bis zum 6. Bild von der Situationskomik. Feydeau hat immer neue Einfälle, bis in grotesker Form das Spiel zur Ausgangssituation zurückkehrt, freilich mit „verwechselten Bäumchen“. Es handelt sich bei dem Schwank natürlich um kein „literarisches“ Werk, doch sind alle

Rollen bestens besetzt und alle Mitwirkenden, vom Regisseur Gerhard Knick angefangen, mit Freude und Lust beim Spiel, das nie ins Triviale absinkt. Amelie, das behütete junge Geschöpf aus gutem Haus, das meint, sich verrucht und frivol geben zu müssen, um ihren Marcel zu bekommen, stattet Maria Falkenhagen mit Charme und Witz aus. Bei aller aus Taktik gespielter Frivolität, bei aller Parodie läßt sie das anständige Mädchen durchscheinen. Schon mit ihrem Auftrittschanson stellt sie den Kontakt mit dem Publikum her. Als Marcel gelingt Manfred Jaksch eine ausgezeichnete Charaktertype als stets verlegener, nie begreifender, keiner Situation gewachsener vermeintlicher Hüter von Amelies Tugend. Wolfgang Cäsar schuf ein einstimmendes Bühnenbild. Gerhard Geist leitet, abwechselnd vom Klavier und einer Hammondorgel aus, unterstützt von einem Kontrabaß und reich bestücktem Schlagzeug die musikalische Darbietung. Das Premierenpublikum unterhielt sich bestens und dankte durch lang anhaltenden Beifall.

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