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4,3 Millionen Schilling „freiwillig" an Scientology

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Innerhalb von 18 Monaten überwies Hermann Müller aus Niederösterreich rund 4,3 Millionen Schilling „freiwillig" an die „angewandte, religiöse Philosophie" (Scientology-Pressesprecherin Sandra Krenn).

Eine Chronologie der „Freiwilligkeit": Am 18. Juh 1989 bezahh Müller zunächst 685 Schilling für eine „Fallanalyse", am 17. September 1989 für die Management-Ausbildung („ReinigungsRundown") 31.258 Schilling. Für geplantes „Au-diting" stellt Müller einen Scheck in der Höhe von 60.000 Schilling aus, überlegt es sich, läßt den Scheck sperren und will das Geld zurück. Er bekonmit einen Teil und zahlt bereits am 17. Oktober 1990 wieder: Diesmal 27.600 Schilling. Die finan zielle Schlinge zieht sich enger, in mehreren Sitzungen mit Scientologen wird Müller für seine Betreuer, mehr und mehr zum „Menschen aus Glas": Schwächen, Neigungen, Ziele, Wünsche sind den Scientologen bekannt. So schwebt dem Pädagogen Müller eine angstfreie Schule vor -„Scientology" versicherte ihm, diese schaffen zu können. Der „Frauen-Typ" Müllers ist eine große, blonde, langhaarige Frau. Wen wundert's, daß plötzlich Ingeborg Sch.' auftaucht, Müllers Ideal nicht unähnlich ...

Am 27. November 1990 sind 100.000 Schilhng als Anzahlung für den „CCRD und bis OT 5 (Operierender Thetan)" fähig. Vier „Key-To-Life-Kurse" kosten die Kleinigkeit von 478.400 Schilling, der „Patron" (Ehrentitel für spendable Hubbard-Anhänger) schlägt mit

395.200 Schilling zu Buch. Am 4. Dezember W90 werden der Rest zu „OT 5" (289.000) und weitere 349.005 Schilling für weitere OTs überwiesen. Der Kauf eines „E-Me-ters" um 63.000 Schilhng am 5. Dezember 1990 mutet in diesen Dimensionen beinahe wie ein Okkasi-onskauf an.

EINE MtutoN IN BAR

Am 7. Dezember 1990 sind weitere 145.600 Schilling für „OT-Kurse" fähig. Auch nicht biüig (1.040.000 Schilling für den „Patron Meritori-us", 624.000 Schilling für den „Patron with honours") sind weitere „freiwillige" finanzielle Leistungen an Scientology. Woher nahm nun Müller das viele Geld? Der rührige Nebenerwerbslandwirt verkaufte am 2. November 1988 ein 4,4 Hektar großes Feld und bekommt dafür 4,9 Millionen Schilling.

Am 8. Jänner 1991 verkauft Müller ein weiteres Feld um 1,25 Millionen Schilling und zahh bereits am Abend 1.124.804 Schilling in der Schottenfeldgasse auf ein Konto von Scientology ein. Am 16. Jänner 1991 wird ein weiteres Feld verkauft, am Abend wiederum werden 1.147.120 Schilling in der Schottenfeldgasse bar erlegt. Anfang 1991 beschließt Müller endgültig „auszusteigen". Mittlerweile bekam er einen Teil des Geldes zurück, „ein Teil wird von seinem Anwalt eingefordert" (Scientology-Sprecherin Karin Zugmayer).

Zum Vorwurf einer möglichen finanziellen Ausbeutung durch die Scientology-Organisation fällt dem Scientologen Pepi Wagner nur ein: „Ja, ein teurer Spaß." (News 16/94)

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