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Abschied

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Der Bauer ist tot. Der Bauer fährt ab vom großen Hof zum engen Grab. Mitten im Herbst.

Die Knechte und Mägd' gehn wie im Traum, vergessen das Beten und fassen es kaum: mitten im Herbst.

Wie eine Fahne die Sense er schwang.

Der Löhner des Lebens den Acker bezwang.

Bauer, und jetzt?

Wer hat dich nächtens hinausgehetzt? Ein fremder Knecht hat die Sense gewetzt, draußen am Tor.

Du griffst nach dem Seil, das vom Türmchen hing. Die Glocke schrie, als dein Sterben anfing. Mitten der Nacht.

Ahnten's die Tiere? Im Stall war es laut. Wind klagte durchs Haus, das du erbaut. Mitten der Nacht.

Der Brunnen stammelte vor jähem Schreck. Die Nacht fraß die Flamme der Lampe weg. Bauer, 's war aus.

Der Blöde grinste und lallte: Husch, husch — zeigte vom Toten zum kichernden Busch, lachte ums Haus.

Der Bauer ist tot. Der Bauer fährt ab vom großen Hof zum engen Grab. Mitten durchs Feld. Der göttliche Speicher heimst dich ein. Dort wirst ärmer oder reicher sein. Eines nur zählt:

Dein Herz ist das Korn, das ewige Korn. Wenn es zur Frucht keimt, nicht zum Dorn, dann hast du's gut!

Dann sprengst du die Erde und blühst ins Licht, und was dir noch an Vollendung gebricht, reift des Herrn Blut.

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