Aus Polens Heldenzeitalter

Der bekannte polnische Schriftsteller, der Gruppe der aktiven Christen im heutigen Polen zugehörig, hat sich für seinen Roman genau das Thema gesucht, welches eine Verbindung seiner persönlichen Anliegen mit der staatlichen Linie erlaubt. Taktik und Problematik des kollaborierenden Christentums im Osten werden an solchen literarischen Zeugnissen besonders deutlich.

Die Figur des Helden, Romuald Traugutt, ist historisch. Als Patriot und aus ehrlicher christlicher Gewissensüberzeugung tritt der ehemalige Offizier des Zaren an die Spitze der polnischen Freiheitsbewegung. In dieser Erhebung von 1863 64 überlagern sich nationale und soziale Forderungen. Traugutt repräsentiert den Idealisten, der aus sozialem Mitgefühl die nationale Gegenpartei nimmt. Der polnische Aufstand wird brutal niedergeschlagen. Die europäische Politik läßt Polen im Stich. Traugutt wird gefangen und in Warschau hingerichtet.

Dobraczynski zeichnet die sich um eine solche Bewegung gruppierenden Gestalten treffend und dramatisch, mit der Routine des Erzählers, der Licht und Schatten spannend und wirkungsvoll zu verleihen weiß. Das Hauptgewicht liegt nicht hn Stil. Wer den Nationalstolz der Polen nicht teilt, wird der Handlung manchmal mit gemischten Gefühlen folgen. Vor allem aber wird der Versuch, die nationale Leidenschaft christlich zu motivieren, auf die Reserven aller jener Leser stoßen, die wissen, was am Ende einer solchen Umleitung ethischer Energien stehen kann.

Geschichte ist Geschichte. Aber welche ihrer Abschnitte man mit welchen Akzenten vorzugsweise auf-, greift^ ist Tendenz der Gegenwart.