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Bochmann durcheilt

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Eine weite Bühnenhalle, nach Bedarf Tische, Sessel, Lampen, Schreibmaschine, Koffer, eine Gruppe von sieben Schauspielerinnen unterschiedlicher Generationen, unterschiedlicher innerer und äußerer Statur, fallweise ein Mann als Dialog-partner(in): Sie genügen nicht, um 1 exte einer der größten Dichterinnen des Landes (und einer lebensverzweifelten Frau) dem Theaterbesucher an den Leib zu rücken. Sätzen wie „...denn es ist mir fast unmöglich, ,heute' zu sagen, obwohl man jeden Tag ,heute' sagt...” muß man innerlich nachgehen können, um sie empfinden zu können, bedürfen sie der Zeit, des gefühlsmäßigen Einlassens des Hörenden. Was bringt es, wenn noch so perfekte Schauspielerinnenjede einzelne ein Gewinn - durch Gesten und Bewegungen Gedichte wie „Ihr Worte, auf, mir nach!” oder „Die gestundete Zeit” zum Leben erwecken wollen und einem keine Minute Zeit zu lassen, mitzugehen. Der Abend ist ein Mißverständnis: Der großen Ingeborg Bachmann zu dienen ist Claus Peymann als Regisseur angetreten und er hat sie doch nur kleiner gemacht. Der Unauslotbar-keit der höchst emotionalen und gleichzeitig höchst kunstvollen Texten wird die Aufführung nicht gerecht, es ist eine Ingeborg Bachmann im Kästchen geworden, das sie auf allen Seiten überragt.

Therese Affolter, Krista Birkner, Kirsten Dene, Ursula Höpfner, Anja Kirchlechner, Julia von Seil, Ute Springerund Roman Kaminski ziehen sich mit Engagement aus der Affäre.

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