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Die „Genialität“ von Literatur

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Mit seiner pointierten Art des Erzählens zieht Philippe Djian seine Leser ganz in seinen Bann, um sie bis zum letzten Satz nicht mehr loszulassen.

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Mit seiner pointierten Art des Erzählens zieht Philippe Djian seine Leser ganz in seinen Bann, um sie bis zum letzten Satz nicht mehr loszulassen.

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Henri-John, Musiklehrer, Ich- Erzähler in Philipp Djians jüngstem Roman, tritt seinem Leser ganz unvermittelt entgegen. Während eines zweiwöchigen Japanaufenthalts seiner Frau erlag er im wahrsten Wortsinne den Verführungskünsten einer jüngeren Kollegin. Als er aber auch noch an Ediths neuem Romanmanuskript keine Silbe unkritisiert läßt, kehrt sie ihm den Rücken, um nur noch auf ihren Agenten zu hören. Denn: „Robert Lafitte sagt ihr ständig, sie sei genial. Dieser Trottel weiß immer noch nicht, daß es in der Literatur keine Genialtiät gibt.“ Gäbe es aber so etwas wie Genialtiät in der Literatur, Djian zählte zu den Genialen.

Was ihm bleibt ist Ediths Tagebuch, das ihn an ihre gemeinsame Kindheit erinnert. Zu dritt, mit Ediths Bruder, sind sie in einer Künstlertruppe aufgewachsen. Zu dritt waren sie Zeugen des Selbstmords von Ediths und Olis Mutter geworden. Von da an beschlossen sie, sich nie wieder zu trennen.

In kleinsten Details beschreibt Djian dje Biographien seiner beiden Protagonisten. Was Henri-Johns Erinnerung fehlt, ergänzt Ediths Tagebuch. Solange werden die Geschichten der beiden verflochten, bis sie tatsächlich nicht mehr zu entwirren sind und Henri-John seiner Frau rät: „Meide die Orte, an denen über Bücher gesprochen wird.“

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