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Digital In Arbeit

Linien und Flächen

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Jedes Bild ist Dokument voriger Gestaltung, sodaß ein Geflecht von übereinanderliegenden Netzen entsteht, das durch seine Vielfalt zahlreiche Assoziationen gestattet. Von fernöstlicher Kalligraphie über organische Formen bis hin zur reinen Malerei, die sich jeder sprachlichen Annäherung entzieht. Der 1938 in New York geborene Brice Marden hat in Griechenland gearbeitet, er kennt also das mediterrane Licht, und hat sich mit chinesischer Kalligraphie beschäftigt. Seine Arbeiten sind als Anspielungen, Zitate und Legierungen verschiedener Traditionen zu sehen. „Ich möchte es mit diesen Bildern“, schreibt Marden, „soweit bringen, daß ich mich wirklich verliere, völlig durcheinandergerate und schließlich alles wieder hinkriege.“ Seine Bilder sind, so gesehen, Abschiede von Traditionen, um neues Terrain zu gewinnen. „Ich mache aus Unverständnis gerne Sachen, die ich nicht ver- 5 stehe“, sagt er. Der Abschied von den tradierten Gewißheiten ist ein Weg in neue Unwägbarkeiten, die den Zweifel brauchen.

In der Galerie der Secession zeigt die 1958 in Indien geborene, in Wien lebende Nita Tandon ihre abstrakten Arbeiten. Die diesjährige Preisträgerin des Römerquelle-Kunstwettbewerbs formuliert ihre persönliche Auseinandersetzung mit der Frage nach dem „Noch-Möglichen in der Malerei“. Bild, Wand, Fläche sind die elementaren Themen. Damit gibt sie metaphorische Antworten auf die Fragen, die Marden aufwirft. Wie wird sich die zeitgenössische Kunst artikulieren, wenn sie die Traditionen überwunden hat? Gibt es eine Bildersprache, nachdem alle Symbole bedeutungslos geworden sind und sich nichts mehr darstellen läßt, weil alles schon einmal „da gewesen“ ist?

Die zwei Ausstellungen in der Secession sind bis 13. März zu sehen.

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