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Mit Humor kredenzt

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Humorvoll schildert Michael Horatczuk in diesem köstlichen Buch, dessen zweite Auflage vor kurzem erschienen ist, die Entdeckungen des Herrn Obolungwe in einer ihm fremden Welt. Mit großen Erwartungen reist dieser getaufte Negei nach Europa, um Medizin zu studieren. Doch abgesehen von den Errungenschaften der Technik, von den Annehmlichkeiten der Zivilisation, findet er im Abendland gar manches anders, als er es sich vorgestellt hat. Seinem Scharfblick entgeht nicht, daß vieles im Zusammenleben der Weißen, die sich Christen nennen, ganz und gai nicht jenem Geist echten Christentums, echter Brüderlichkeit und Nächstenliebe entspricht, den ihm in seiner Heimat ein Missionär mit ebenso schlichten wie eindringlichen Worten nahegebracht hat. Da aber Obolungwe außer seinem Hausverstand auch ein unverdorbenes Gemüt und reines Herz hat, berichtet er mit befreiender Heiterkeit seinem Religionslehrer über das, was ihm mißfällt. So wird jeder Brief an den Missionär zu einer pointenreichen Glosse, die all die Ungereimtheiten im Großstadtleben geißelt, vor allem die Oberflächlichkeit derer, die Schein füt Sein halten und ihre Angst vor dem Ich, vor der Leere des Herzens, durch die Jagd nach Geld und Gut so lange zu betäuben suchen, bis sie selbst Gejagte sind, Manager, die nur noch einen Wahlspruch kennen: „Hetze deinen Nächsten wie dich, selbst!“ Doch diese bitteren Wahrheiten werden mit soviel Humor dargeboten, daß die Lektüre zu einer erheiternden Gewissenerforschung wird.

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