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Modernes W eihnachtsmysterium

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Richard W e g e 1 e r, der Direktor des Theaters für Vorarlberg, hat wieder einmal gewagt — und wieder einmal gewonnen. Zum Advent brachte er die österreichische Erstaufführung „Um Mitternacht“ des Franzosen André O b e y. Der Dichter blendet zurück in das England vor der Reformation. Ein Landstädtchen will sein Weihnachtsspiel aufführen. Schon sind die Spielleute versammelt, Grobschmied, Metzger, Schneider, Schuster, Zimmermann und Schreiber, als plötzlich die Darstellerin der Jungfrau Maria ausfällt. Kann man Alice, die Schankstubenmagd, die heilige Jungfrau spielen lassen? Die frommen Männer sagen ja„ die braven Bürger’ Sagen nein. Und der Schankwirt rebelliert. Das Böse siegt zweimal, erst in den Seelen der Kleinbürger, dann aber — hier beginnt die Tragik des Stückes, die der Zuschauer zunächst nicht erwartet — im Mädchen selbst. Das Spiel kann nicht mehr stattfinden. Die Männer gehen heim. Nur zwei bleiben. Sie bekennen sich nach der doppelten Enttäuschung zum Ewigguten. — Das nicht leicht zu meisternde Stück, das fast zur Gänze vom Dialog lebt, steht und fällt mit der Rolle des Grobschmieds. Hier hat Richard Rieß Gelegenheit zu prächtiger Entfaltung. Aber auch die anderen Rollen sind gut besetzt, ein Sonderlob verdient Robert Neukirch. als brummender Nachtwächter, sozusagen der Satyr der Tragödie. Das Bühnenbild, die Kornhalle einer kleinen englischen Stadt, ist von eindrucksvoller Geschlossenheit.

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