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Wo und was ist denn Fremde?

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Neun liegt das zweite Buch von Marie Therese Kerschbaumers Entwicklungsroman vor. „Ausfahrt” setzt die Geschichte Barbarinas fort, die bereits aus dem ersten Band „Die Fremde” (Furche 4/1993) bekannt ist. Sie wuchs als Kind von seinen Eltern getrennt in Tirol während der Nazizeit bei Verwandten auf.

Die Handlung dieses Teiles in Stichworten: Barbarina, mittlerweile 17 Jahre alt, ist der rauhen Tiroler Dorfgemeinschaft der Post-Nazi-Ära ebenso überdrüssig wie ihres Geliebten, eines verheirateten und, wie sich herausstellt, total verschuldeten Mannes. Sie flüchtet nach England. Als Au-Pair-Mädchen wird sie in einer Familie freundlich aufgenommen, bis sie nach einem Jahr beschließt, das wohlbehütete Nest zu verlassen.

Auch hier setzt Kerschbaumer wieder auf die Ausdauer ihrer Leser, die sich die Gunst, diesen Boman auch verstehen zu können, in jedem Absatz, in jeder Beobachtung der Erzählerin - und daraus setzt sich das Buch letztendlich zusammen - mühsam erobern. Die Stärken liegen jedoch nicht nur in den akribischen Äugenblicksbeschreibungen, sondern ebenso in der Suche nach Identität. „Was ist Fremde? Was ist die andere Seite von Fremde?” Eine Lösung wird angeboten, als Barbarina in einem Londoner Autobus kurz vor ihrer Bückkehr ihr männliches Pendant (eventuell Inder) zu erkennen glaubt. Doch reduziert die Autorin diese Begegnung auf wenige Stunden und schickt Barbarina weiter auf Suche.

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