Werbung
Werbung
Werbung

Guter schlechter Oskar

Oskar Schindler war ein guter Mensch. Auf jeden Fall in den Augen "seiner Juden", jener mehr als 1000 Zwangsarbeiter, die ihm das Leben verdanken. Einer von ihnen war Mietek Pemper, der Stenograph von Amon Göth, dem Kommandanten des KZ Krakau-Plaszow. Mehr als 500 Tage lang war Pemper im "Epizentrum des Bösen", ständig vom Tod durch seinen ebenso cholerischen wie gewissenlosen Chef bedroht. In seinen Erinnerungen schildert er die tägliche Gratwanderung zwischen Leben und Tod, die ihn schließlich dazu bewog, eine Liste zu erstellen - die als "Schindlers Liste" in die Geschichte eingehen sollte, und die die Grundlage für spätere Rettungsaktionen darstellte.

Oskar Schindler war ein schlechter Mensch. Der Sudetendeutsche arbeitete für den deutschen Geheimdienst am Untergang der Tschechoslowakei mit, und half später als Spion und Saboteur die Invasion Polens vorzubereiten. Er war ein Trinker und notorischer Schürzenjäger, was seine Frau zur Verzweiflung und in die Scheidung trieb. In der Biografie, die der Historiker David M. Crowe verfasste, erschließt sich auch die andere, dunkle Seite Schindlers. Crowe beschreibt aber ebenso minutiös die Schicksale der Geretteten und ihre Beziehungen untereinander und zu allen möglichen anderen Leuten. Manchmal artet diese Schilderung nachgerade in telefonbuchartiges Lexikonwissen aus.

Hochinteressant ist jedoch zu lesen, wie es kam, dass der langjährige Nazi - Schindler war Träger des goldenen Parteiabzeichens - die Mitarbeit an der industriellen Menschenvernichtung verweigerte und schließlich innerhalb seines Wirkungskreises höchst effiziente Strategien entwickelte, Menschen der Todesmaschinerie zu entreißen.

Und (nicht nur) "seine Juden" sind felsenfest überzeugt: Oskar Schindler war ein guter Mensch.

DER RetTENDE WEG. Schindlers Liste. Die wahre Geschichte

Von Mietek Pemper. Aufgezeichnet von Viktoria Hertling und Marie Elisabeth Müller. Verlag Hoffmann und Campe, Wien 2005, 286 Seiten, geb., e 21,60

Oskar schindler. Die Biographie

Von David M. Crowe. Aus dem Englischen von Klaus Binder und Bernd Leineweber. Eichborn Verlag, Berlin 2005 855 Seiten, geb., e 35,90

Literatur im März

Südafrika ist ein Land im Umbruch. Authentische Nachrichten von diesem anderen Ende der Welt bringt die Literatur. Zu den fünf großen Themen, die Nadine Gordimer für die afrikanischen Literaturen ausmachte (vorkoloniale Geschichte, die Geschichte der kolonialen Eroberung, die Unterschiede zwischen traditionellem Landleben und modernem Stadtleben, das Verhältnis zwischen der westlichen Welt und Afrika sowie der Befreiungskampf) kommen heute neue Themen und Formen hinzu. "Literatur im März" stellt in zahlreichen Lesungen Autorinnen und Autoren aus Südafrika vor und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die Dichtung.

9.-12. 3. 2006. Eintritt frei.

Kunsthalle Wien, Museumsquartier. Museumsplatz 1, 1070 Wien

Infos: www.alte-schmiede.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung