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Fast schon wieder liebenswerte Kleinkriminelle schusseln durch Jürgen Benvenutis Thriller.

Vodka, Tomatensaft und ein Spritzer Tabasco: Die Bloody Mary am Cover von Jürgen Benvenutis zehntem Roman - Verzeihung: Thriller! - ist auch schon die blutigste Komponente dieser im Umfeld der kolumbianischen Drogenmafia angesiedelten Geschichte. Der Prolog bedient noch alle genretypischen Klischees (und man zweifelt kurz, ob man genug Ausdauer für 350 Seiten aufbringen wird), doch kaum hat sich die Handlung nach Wien und später Prag verlagert, wird alles auf ein glaubwürdigeres mitteleuropäisches Maß herabgebrochen. In ihrer Festlegung auf die ewige Verliererrolle fast schon liebenswerte Kleinkriminelle schusseln durch ihren "big Deal", der ihnen definitiv mehrere Schuhnummern zu groß ist. Ihnen auf den Fersen eine junge Wiener Drogenfahnderin in Privatmission, die so tough ist, dass es fast weh tut. Man gönnt ihr den unbedarften, in einer Schaffenskrise steckenden Autor, der sich auf der verzweifelten Suche nach einer Story wie eine Klette an sie heftet - übrigens ein taugliches Vehikel, um immer wieder auch den Schreibprozess zu thematisieren.

Die Handlung ist bald dahingehend vorhersehbar, dass hier garantiert nichts nach Plan klappen wird. Slapstick und Witz machen diesen gut konstruierten und kurzweiligen Roman lesenswert, auch wenn die Figuren gelegentlich etwas schablonenhaft geraten sind. Einziges wirkliches Manko: Sprachlich stößt man doch auf etliche Unstimmigkeiten und Schlampereien. Das Wiener Idiom wird zwar angedeutet, dann aber wieder durch grobe Verstöße konterkariert: Dass zum Beispiel ein Wiener Polizist jemals "Piepen" sagen könnte, scheint nur in deutschen Fernsehkrimi-Serien mit österreichischer Minderheitsbeteiligung vorstellbar. Trotzdem: Als Strandlektüre ebenso geeignet wie für's Nachtkastl.

BIG DEAL

Thriller von Jürgen Benvenuti

Haymon Verlag, Innsbruck 2007

346 Seiten, geb., € 19,90

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