Erzählung vom Überleben

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Ungarn 1944/45: Tivadar Soros' Memoiren sind das Zeugnis einer blutigen Zeit.

Ein Buch, das man liebt. Weil es von großem Mut erzählt und dem Leser Mut schenkt: "Maskerade. Die Memoiren eines Überlebenden" von Tivadar Soros. 1965 in Esperanto erschienen liegen die Erinnerungen des Vaters von George Soros, dem Börsenmagnaten und bekannten Mäzen, nun erstmals in deutscher Sprache vor.

Soros' Memoiren umfassen vor allem den Zeitraum zwischen der deutschen Besetzung Ungarns im März 1944 und der Eroberung Budapests durch die Sowjetarmee im Februar 1945. "Maskerade" erzählt von einem Menschen, dessen oberstes Gebot darin bestand, noch in der lebensbedrohendsten Situation handlungsfähig zu bleiben. Sich weder von Angst noch von Hass versklaven zu lassen.

Um seine Familie, sich selbst, viele Freunde, aber auch ihm fremde Menschen vor der Deportation und Ermordung zu retten, beginnt Soros die Fälschung von Dokumenten in Auftrag zu geben. Er und seine Familie überleben den Holocaust an den ungarischen Juden durch die Vorgabe einer christlichen Identität.

"Das Leben ist schön - voller Abwechslung und Abenteuer. Nur muß man das Glück auf seiner Seite haben." So leitet Soros seine Erinnerungen ein. Seine Liebe zum Leben, zu den Menschen, zu allem Schönen ist in jeder Zeile dieses Buches zu spüren. Er erzählt ohne Bitterkeit, warmherzig und klug.

Es ist kein stärkerer Kontrast zwischen der menschlichen Haltung dieses Erzählers und der Bestialität, von der er erzählt, denkbar. Zwischen Mai und Juli 1944 wurde unter dem Kommando Eichmanns eine halbe Million Juden, beinah die gesamte jüdische Bevölkerung außerhalb Budapests, in Vernichtungslager deportiert.

Nach der Verhaftung Admiral Horthys im Oktober übernahmen die Pfeilkreuzler unter der Führung Szálasis die Macht. In Budapest herrschten blutiger Terror und Anarchie. Tausende von Juden wurden am Ufer der Donau erschossen und in den Fluss geworfen oder auf Todesmärschen ums Leben gebracht.

Soros erzählt vom Überleben. Beim Lesen wird man sehr oft dankbar dafür sein, dass es dieses Buch gibt.

Maskerade

Die Memoiren eines Überlebenskünstlers

Von Tivadar Soros

Vorw. v. Paul u. George Soros

Deutsche Verlags-Anstalt München 2003

317 Seiten, geb., e 25,60

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