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Expressionistisch und modern

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Klejnes Theater der Josefstadt im Konzerthaus. Nach dem „Ei“ von Felicien Marceau, nach diesem brillanten Werkchen im“ wirkungsvollen Gewände eines postfestalen Expressionalismüs, das fünfunddreißig Jahre alt sein könnte, sehen wir eine amüsante Burleskkomödie, die fünfunddreißig Jahre alt i s t: „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer.“ Ein Stückchen Theatergeschichte ist es, jugendstilistisch aufgemöbelt und unterhaltsam herausgeputzt, wie ein kecker, exaltierter Traum aus Tüll und Seide, ein Schelmenstück mit literarischen Rosinen im „Geiste“ der Amoral von -Anno 4a$umal. tfed eiStückchen Literaturgeschichte istesf%enn dÄ AutSr — man möchte es kaum glauben — ist niemand anderer als Robert M u s i 1. In jungen, leichtsinnigen Jahren versteht sich. Man amüsiert sich an einem Seitensprung eines großen Dichters, an einer köstlichen, altvaterischen Modernen mit gleißenden, abgrundtief gescheiten Bonmots, die wie delikate, nicht immer ganz zimmerreine Perlen über die Bühne kollern, wie Knallerbsen verpuffen und den Geruch von literarischem Parfüm und Druckerschwärze hinterlassen. Und den Widerschein Berlins von einst, da man gespalten, analytisch und wirtschaftlich ruiniert und kritisch und erotisch war. Die Interpretation ist glänzend: inmitten einer straffen Inszenierung von Hans Jungbauer und in den reizvollen Kostümen Hertha Neuffers kommen zwei interessante Schauspieler zu ganz besonderer Wirkung: Romuald Pekny und Suzanne L y n k e r.

Dagegen sehen wir im Parkringtheater eine harmlose, eine allzu harmlose und nicht sehr ideenreiche Komödie unserer Tage: „Ein kleiner Engel ohne Bedeutung.“ Der Autor ist Claude-Andre P u g e t, der Schauplatz ist Paris, die Inszenierung (Geörg'Lhotzky) zeigt, wie fern dieses Paris ist. Und wie schwer, es einzufangen. Was im Original — wahrscheinlich — voll Esprit ist, und zart und kapriziös und schwebend, ist dünn und kitschig und banal geraten, schwerfällig und unbeholfen. So verpufft denn ein „modernes Märchen“ von einem kleinen Engel, der vom Himmel in ein Boheme-Atelier herabsteigt, um dort begreifliche Verwirrung zu stiften, im leeren Raum, irgendwo zwischen Langeweile und Wiener Parkring. Es spielten sehr bemüht Lydia Weiß, Fritz Holzer, Kurt Müller, Brigitte Köhler.

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