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Hinter dem bewußt Erkannten

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SO WAR DER ERSTE, DEN DU SCHUFST. Gedichte. Von Franziska Mayr-Melnhof. Mit 15 Tafeln nach Bildern sroBer Meister. Fritn Molden, Großdruckerei und Verlar Wien. 34 Seiten. Preis 98 S. — DER PANTHER. Ernählunren. Von Franziska Mayr-Meln-h o f. Mit Zeichnunren von Norbert Drei 1. Verlar der Warnerschen Univ.-Buchhandlung. Innsbruck. 68 Selten. Preis 98 S.

„Empfinden heißt den tiefen Sinn erkennen, / Der hinter dem bewußt Erkannten liegt.“ Mit diesen Versen beginnt der lyrische Zyklus, den Franziska Mayr-Melnhof den Werken alter Meister widmet. In zuchtvoller Sprache deutet die Dichterin die von den italienischen Künstlern der Renaissance Fra Angelico, Leonardo da Vinci, Michelangelo, Del Sarto

und Tizian sowie von Caravaggio, einem der Wegbereiter des Barocks, und von Rubens dargestellten Gestalten und Szenen; die Dichterin deutet sie mit jener Unmittelbarkeit des Erlebens aus, mit der diese Maler und Bildhauer ihre aus innigster Frömmigkeit aufsprießenden Visionen oder ihre aus enger Naturverbundenheit geborenen Gedichte durch den Glanz ihrer Farben und durch die Kunst ihres Meißels für die Zeitgenossen und die folgenden Epochen bannten. Die Autorin durchleuchtet das Wesen dieser Werke; Höhepunkte ihrer prägnanten Aussagen beziehen sich auf Michelangelos Fresko „Das Jüngste Gericht“ und Caravaggios „Grablegung“. Den Abschluß bildet eine Liederfolge zu Werken von Rubens, in der Franziska Mayr-Melnhof das Ringen des Niederländers um innere Harmonie, um Selbsterkenntnis und dadurch letzten Endes auch um die Erkenntnis des Höchsten dichterisch gestaltet.

Unter dem Titel „Der Panther“ vereint dieser, von Norbert Drexel

ebenso modern wie ansprechend und geschmackvoll illustrierte Band sechs Erzählungen von Franziska Mayr-Melnhof. So verschiedenartig auch die Thematik und Milieu dieser Geschichten sein mag, so haben sie doch eines gemeinsam: Immer wieder erweist sich die Autorin als kluge Beobachterin; dies ergibt sich aus ihren Schilderungen, die, wie etwa in der Titelgeschichte, Raubtieren in freier Wildbahn oder der Atmosphäre einer Landschaft gelten. Diese Landschaftsatmosphäre wirkt sich bestimmend auf die Lebensart des betreffenden Volkes aus. Alle Begegnungen mit Menschen — Begegnungen, die sich bald schicksalsentscheidend auswirken, bald zu einem Abglanz gelöster Heiterkeit werden — vollziehen sich im Zeichen des Temperaments, das den Bewohnern jener Länder zu eigen ist. Die Sonne Venedigs strahlt anders als das Tagesgestirn in Rom oder Madrid. Diese Nuancierungen vermag die Erzählerin in den Charakter der geschilderten Personen treffend wiederzugeben.

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