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Wieder zu entdecken: vier Novellen von Prosper Mérimée.

Der Welterfolg eines bestimmten Werkes erweist sich nicht selten als Hemmschuh für die Rezeption und gerechte Würdigung anderer Leistungen eines Künstlers. Zumal wenn sich die Bedeutung der literarischen Vorlage hinter dem Ruhm eines musikalischen Bühnenwerks verbirgt. Georges Bizets "Carmen" (1875), nach einer verlässlichen Statistik die weltweit meistaufgeführte Oper des gesamten Repertoires, geht bekanntlich auf Prosper Merimées großen Prosatext von 1845 zurück.

Kaum bekannt

Aber was weiß man heute außerhalb der französischen Literaturwissenschaft sonst noch über den Autor, vor allem: welche seiner zahlreichen Novellen sind dem heutigen Leser vertraut? Der kleine Stockmann Verlag hat eine zweisprachige Ausgabe von vier Meistererzählungen vorgelegt, die in der Übersetzung von Hans Thaler und mit geschmackvollen Illustrationen von Gernot Lauboeck Lektürefreude bereitet und einen Autor neu entdecken lässt. In der Titelgeschichte "Die Venus von Ille" etwa mischt sich Phantasie à la E.T.A. Hoffmann mit kriminalistischen Momenten. - "Die etruskische Vase" weist beinahe auf Arthur Schnitzler voraus, wenn ein Liebhaber, nachdem er sich endlich von der Treue seiner Angebeteten überzeugt hat, in einem leichtsinnig verschuldeten Duell fällt. - "Arsène Guillot" beschreibt im literarischen Vorfeld von Émile Zola den Abstieg und qualvollen Tod einer Kokotte wider Willen - und lässt den Leser über den Ausgang einer parallel geführten Liebesbeziehung zweier gegensätzlicher Menschen im Unklaren.

Das Nachwort von Friedrich Stockmann und eine Zeittafel informieren ansprechend über Leben und Werk des erneut ins Bewusstsein gerufenen Novellisten. Und das Buch macht neugierig auf andere Bände der verdienstvollen Reihe "Die doppelte Bibliothek" (Robert Louis Stevenson, Joseph Conrad, Edgar Allan Poe).

Die Venus von Ille

4 Novellen von Prosper Merimée

Stockmann Verlag, Bad Vöslau 2003

285 Seiten, geb., e 19,80

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