Kein Schnee von gestern

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Oft ist es ein Sommer, der den Abschied von der Kindheit markiert. In diesem Buch hingegen erstreckt sich die erzählte Zeit über einen Winter: Es ist der Winter 1947, und es ist so bitterkalt, dass in Amsterdam die Grachten zufrieren.

Der zwölfjährige Ich-Erzähler Thomas hat keine Freunde, bis Piet Zwaan in seine Klasse kommt. Bald lernt Thomas auch Piets schöne Cousine Bet kennen, mit der dieser bei seiner Tante lebt. Nach und nach, so langsam wie das Eis zu schmelzen beginnt, erfährt Thomas Fragmente aus Piets Leben: dass er früher in einem anderen Haus gewohnt hat, dass er Bahnhöfe nicht mag und dass er kaum Erinnerungen an seine Eltern hat. Als er vorübergehend bei Piet wohnt, erfährt er, dass Piet Jude ist und in einem Versteck überlebt hat, während seine Eltern ermordet wurden.

Unter den vielen Jugendbüchern, die bereits rund um das Thema NS-Zeit erschienen sind, ist dieses in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert: Die Verbrechen jener Zeit sind nicht das Hauptthema und prägen doch das Leben der Hauptfiguren. Vieles bleibt unausgesprochen oder wird nur angedeutet, auf umfassende historische Informationen wird verzichtet (einiges wird im Nachwort der Übersetzerin Mirjam Pressler ergänzt). Erzählt wird nicht vom Krieg selbst, sondern vielmehr von seinen Folgen für die drei Jugendlichen, auch wenn sie scheinbar unversehrt überlebt haben: "Niemand hat mir wehgetan. Ich hatte nicht zugeschaut, wie anderen wehgetan wurde. Trotzdem war ich anders als die Leute, die im Krieg in Amerika waren, in Sicherheit."

In seiner manchmal etwas kantigen Sprache vollzieht der Autor diese Versehrtheit der Figuren mit - und lässt doch am Ende einen Moment der Hoffnung bestehen.

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