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Kellertheaterstenogramm

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Kärntnertortheater: Einen zweiten Pantomimenabend innerhalb sehr kurzer Zeit bestritten Milan Sladek und seine Gruppe aus Preßburg unter dem Titel „Text an der Kasse oder Sieben Personen suchen keinen Autor“. Letzteres wurde den sieben jungen Darstellern wortloser Kunst auch zum Verhängnis. Begonnen hatte es ja ganz hoffnungsvoll, wenn auch nicht gerade originell, mit der „Marionette“ und dem „Kleinen Soldaten“. Das war so gut gemacht, daß man ihnen den langen Bart der Idee noch verzeihen konnte. Dann kam „Kefka telefoniert“, und man hielt sich nur noch an das Talent von Milan Sladek. Nach der Sonnenblumengeschichte sah man „Das Opfer des Faunes“: ein Ballettlibretto, für eine Pantomime viel zu lang und auch langweilig. Die Pause ließ einen auf den besseren zweiten Teil hoffen, brachte aber nur den „Tod des Beamten“ und „Sclome“ als fragwürdige Neuheit. Aber von den Modesticheleien über Ausstellungserlebnisse und Affenkäfige bis zum Windelwechseln fehlte kein matter Scherz. Ein Vergleich mit Fialkas „Narren“ aus Prag ist nicht ergiebig, obwohl auch Sladek und seine Gruppe beachtliches Können haben. Die sieben Personen müßten sich nur nach einem Autor umsehen.

Theater im Palais Erzherzog Karl: Im vornehmen Kellertheater, das sich aller Terminologie zum Trotz nicht zu ebener Erde, sondern im ersten Stock befindet, ist man auch sonst vornehm. Zdenka Prochdz-kovä, ein Gast von den Städtischen Bühnen Prag, spielt den „dramatischen Monolog“ Jean und ich (La Locomotive) eines französischen Schreiberlings. Im Programmheft kann man von ihm lesen: „Ich heiße Andri Guelma und bin mit dem Dramatiker gleichen Namens identisch.“ Leider. Denn dieses pseudodramatische Keksgebrösel ist reichlich konventionell, wenn sich auch die Ausgangssituation originell gibt. Aber zu etwas Erfreulicherem: Zdenka Prochäzkovä ist eine hervorragende Schauspielerin, nuancenreich und temperamentvoll, mit bemerkenswerter Sprechdisziplin, die nur im zweiten Teil begreiflicherweise ein wenig nachläßt.

Bleibt nur die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Wie wär's mit einem guten Stück?

Theater am Belvedere: Hier gab es wieder eine österreichische Erstaufführung, wie es sich für ein Kellertheater gehört: „Galgenhumor“ heißen die beiden Teile des Amerikaners Jacfc Rtchardson. Um es gleich vorwegzunehmen: Die beiden zusammenhängenden Einakter sind nicht besonders gut, aber passend. Die Geschichte vom Frauenmörder, den der Staat von einer „Dame“ in den letzten Stunden betreuen läßt, um nachher einen aufrechten Galgenvogel liefern zu können, hinkt logisch beträchtlich, ist aber nicht ungeschickt gemacht. Bei der zweiten geht es um den Henker, der die Lust an seiner Arbeit verloren hat und sich gern in eine Idylle flüchten möchte — seine Frau jedoch kennt keinen Spaß. Von Humor kann keine Rede sein, aber das Stück zeigt Ansätze von Qualität. Schauspielerisch gibt es Talent, das noch exakter betreut zu werden verdient. Die Regie von Tamas Ferkai ist, wenn schon kein Ereignis, so doch solide Arbeit.

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