Werbung
Werbung
Werbung

Chet Raymos "täglicher Spaziergang durch das Universum".

Vorbild für das aus dem Amerikanischen übersetzte Buch von Chet Raymo "Mein täglicher Spaziergang durch das Universum" war sicherlich Stephen Hawkins "Universum in der Nussschale". Trotz einiger überraschender Ansätze muss man sagen, dass der Vergleich nicht zu Gunsten des neuen Buches von Chet Raymo ausgeht.

Große und kleine Dinge

Auf seinem täglichen, 1,6 Kilometer langen Weg zu seiner Schule in einem Vorort von Boston, an der er Physik und Astronomie unterrichtet, beobachtet Raymo, wie alle großen und kleinen Dinge, die ihm auf diesem Weg begegnen, zusammenhängen. Pflanzen und Bäume, die es ohne die Sonne und die Photosynthese als das Gesetz allen Lebens nicht geben würde, das Wasser, das ohne Gravitation nicht fließen würde; oder die Steine, die durch Gletscher verschoben wurden und die von den Eiszeiten und der Erdgeschichte berichten.

Der didaktische Zugang entspricht dem amerikanischen Schulwesen und der besonderen Form der amerikanischen Wissensvermittlung, die sich nicht immer mit tief gehenden analytischen Problemstellungen auseinander setzt, sondern oft verblüffend einfache Erklärungen anbietet. Eine Form, die durchaus spannend sein kann.

Ein Kernsatz des Buches ist, dass "unser Intellekt unsere Instinkte überholt hat; die zivilisatorische Evolution hat die biologische überrundet. Biologisch sind wir Jäger und Sammer, die plötzlich über nahezu unvorstellbare Macht zur Verwandlung des Planeten verfügen". Lösungsansätze bietet das Buch dann leider keine, nur die zutiefst amerikanisch geprägte Hoffnung, es wird schon weiter gehen.

Das Buch schließt mit dem allgemeinen Aufruf an die Verantwortlichen in der Wissenschaft sicherzustellen, "dass die Ära des Anthropozäns ein gutes Zeitalter für die Menschheit und für den Planeten mit einer Vielfalt von Lebewesen und Lebensräumen wird."

Das beinahe völlige Ausblenden einer Ordnungsmacht (national oder auch supranational) zur Schaffung von ökologischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fällt auf. So entsprechen die Vorstellungen von Chet Raymo zwar dem gesellschaftlichen und wirtschaftsliberalen Verständnis der Vereinigten Staaten - einer europäischen Sichtweise wird das Buch leider aber auch deshalb über weite Strecken nicht gerecht und Lösungsansätze für globale ökologische Probleme kann es nicht bieten.

Erzählender Rahmen

Die Einbettung der erzählenden Rahmenhandlung hat sehr viel Lokalkolorit, ist auch amüsant, streckt aber das nicht gerade dicke Buch, und Allgemeinplätze schmücken es nicht gerade, wie etwa der folgende: "Die meisten von uns werden jedoch ihren Beitrag zum Guten oder Schlechten auf lokaler Ebene leisten, auf Wegen und Pfaden, die vor unserer eigenen Haustür beginnen".

Mein täglicher Spaziergang durch das Universum

Von Chet Raymo

Eichborn Verlag, Frankfurt 2004

172 Seiten, geb., e 15,40

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung