Kroatischer Totentanz

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Zoran Feric wilder Inselkrimi über einen Mord auf Rab.

In diesem Buch erwartet einen alles andere als leichte Kost. Vor den ersten Seiten empfiehlt es sich sogar, tief Luft zu holen. Der mehr als schwarze Humor von Zoran Feric macht einen kräftigen Leseanlauf nötig, denn es gibt keine Geschmacksgrenze, die er nicht bereits im ersten Kapitel seines Romans "Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen" übertreten würde.

Fero heißt der Erzähler. Das Begräbnis der kleinen Tochter eines Jugendfreundes hat ihn zur Fahrt auf die Insel veranlasst, die er vor fünf Jahren das letzte Mal besucht hat. Man schreibt das Jahr 1992. Kroatien befindet sich im Krieg, der auf Rab allerdings nur durch die Journalisten ins Bewusstsein zu rücken scheint, die sich in den Hotels der kleinen Inselhauptstadt von den Fronterlebnissen erholen.

Für Fero aber gestaltet sich der Aufenthalt dramatisch. Er ist Pathologe und wird als solcher von seinem zum Chef der Polizeistation aufgestiegenen Freund Mungos in die Aufklärung eines Mordes eingebunden. Das Opfer ist Marillena, eine rumänische Transsexuelle, beschäftigt in der Stripteasebar der Insel. Rab ist eine Kleinstadt, jeder kennt jeden, und niemand will zunächst den Mörder in den eigenen Reihen vermuten. Feri´c porträtiert die Inselgesellschaft, nicht weniger als 31 Protagonisten inklusive Fero umfasst das Register, das er seinem Roman voranstellt. Und das Porträt gerät ihm zu einem wilden Totentanz. Während die Aufklärung des Mordes und anderer unheimlicher Geschehnisse, wie dem Diebstahl von Leichen oder Vandalenakten an Büchern in der Inselbibliothek, voranschreitet, beschreibt Feric gleichzeitig die ganz persönlichen Schrittkombinationen der Figuren im Tanz mit ihrem je eigenen Tod. Er erweist sich dabei als Meister der Groteske.

Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen

Von Zoran Feric

Aus d. Kroat. v. Klaus D. Olof

Folio Verlag, Wien 2003

204 Seiten, geb., e 19,50

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