Schatzsuche: "Arifs Schatz" von Chiara Carrer und Marco Carrara

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Unser Lektorix des Monats.

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In arabischen Erzählungen verbinden sich traditionell Weisheit und Schelmentum zu einer praxisnahen und lebensklugen Weltsicht. Das funktioniert auch dann noch, wenn die "arabische Legende" nacherzählt und in den europäischen Erzählkontext und eine westliche Bildtradition eingebettet wird.

Der im kleinen Ort Penschat bescheiden lebende Arif hat nicht nur ein gutes Herz sondern auch einen Traum, in dem er von einem Schatz erfährt, der unter einem alten Baum im Palast einer weit entfernten Stadt vergraben liege.

Willig und hoffnungsfroh lässt er sein altes Leben hinter sich und macht sich auf einen beschwerlichen Weg voller Ungewissheiten. Letztlich um am Ziel seiner Reise zu erfahren, dass das Gute (= der Schatz) ganz nah ist: Denn der eigentliche Schatz ist unter dem Baum vor seinem eigenen Haus vergraben.

In seiner Bereitschaft, sich auf den Weg zu machen, auf die Stimme in seinem Herzen bedingungslos zu hören und in seiner Fähigkeit, in keiner Weise der Gier nach unverhofftem Reichtum zu erliegen, zeigen sich die Reife seiner Persönlichkeit, die Festigkeit seines Charakters - dafür gewinnt er den "Schatz", mit dem er zum Schluss ein großes Fest feiert mit allen seinen Freunden.

Wertevermittlung funktioniert hier mit literarischer Eleganz und fern von erhobenen besserwisserischen Zeigefingern. Das Piktogramm eines ausgestreckten Zeigefingers verwendet Chiara Carrer, vielfach preisgekrönte italienische Illustratorin, für ihre Collagen zu "Arifs Schatz" ihrerseits lieber als Bildelement - allerdings mit Hinweischarakter und ironischem Hintergrund.

Und auch in vielen anderen Bilddetails - von den bunten Gewürzen auf dem Markt bis zur unvermeidlichen Palme und dem Teppich - sind bewusst und spielerisch eingesetzte "eurozentristische" Klischees in den Bildern zu finden, die durch das überraschende Arrangement dieser ausgeschnittenen und geklebten Elemente und vieler gezeichneter und gemalter Details helfen, eben gerade diese Klischees arabischer Welten wiederum zu hinterfragen.

"Arifs Schatz" von Chiara Carrer und Marco Carrara: dieses empfehlenswerte Buch bietet Lebensweisheit mit schelmischem Strich, gut dosiert für Kinder ab fünf Jahren.

Inge Cevela

Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und die furche

Arifs Schatz

Von Chiara Carrer und Marco Carrara

Picus Verlag, Wien 2004

24 Seiten, geb., e 15,30

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