Verführerisch: "Fuchs" von Margaret Wild

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Unser Lektorix des Monats.

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Lack - lack limited: Geradlinig erzählt das Märchen vom empfundenen Problem bis zur Lösung, zum Happy End. Manche Geschichten - auch wenn sie die einfache Form des Bilderbuches gewählt haben - legen sich gegenüber dieser Geradlinigkeit jedoch quer. Im Bilderbuch "Fuchs" zeigt sich das sogar in der teilweise quer zur Leserichtung, quer zu den Bildern gesetzten Schrift. Kaum etwas in dieser Geschichte geschieht erwartungsgemäß, obwohl mit den handelnden Figuren auf Erfahrungen angespielt wird: Fabeltiere wie Hund und Elster treten auf. Und der titelgebende Fuchs. Ort der Handlung: Australien, unmittelbar nach einem Buschbrand. Die Feuersbrunst hat Elster zwar überlebt, ein Flügel ist allerdings verbrannt. Der einäugige Hund findet sie. Eine Zweckgemeinschaft ermöglicht beiden das Weiterleben, aus Gewohnheit wird Wertschätzung und Vertrautheit. Doch da taucht Fuchs auf, Fuchs dessen Fell im gefährlichen Rot des Feuers glüht. Wie ein Keil fährt sein Bildnis und der erzählende Schriftblock zwischen die Freunde. Während Hund sich über den Besucher freut, spürt Elster die lauernde Gefahr, die vom innewohnenden Zorn und von der Einsamkeit des Fuchses ausgeht. Fuchs flüstert Elster die Sehnsucht nach dem "richtigen" Fliegen ins Ohr, verspricht ihr, sie wie der Wind durch den Wald zu tragen. Und plötzlich schmeckt für Elster der in Brauntönen gehaltene Alltag mit Hund schal, sie willigt in das Abenteuer Freiheit ein. Weit hinaus in die heiße rotglühende Wüste trägt er den lahmen Vogel, um ihn dort derselben entsetzlichen Einsamkeit auszusetzen, die ihn selbst verbrennt. Elster begreift. Und zum ersten Mal weiß sie, was sie wirklich will: Nach Hause. Eine herbe Geschichte, erzählt mit handgeschriebenen, kratzig wirkenden Buchstaben auf krummen Zeilen, in den gedämpften und gleichzeitig ungemein intensiven Farben des australischen Busches. Auch eine sehr moralische Geschichte - doch ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Eine Geschichte, die betroffen macht. Egal ob mit 5 oder mit 50 Jahren.

Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHE

Fuchs

Von Margaret Wild. Bilder von Ron Brooks. Aus dem Engl. von Zoran Drvenkar

Carlsen Verlag, Hamburg 2003

28 S. m. zahlr. Bild., geb., e 17,-

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