Poetische Worte über das Leben

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"In der Mondsichel und anderen Herzgegenden" von Elisabeth Reichart

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"In der Mondsichel und anderen Herzgegenden" von Elisabeth Reichart

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Mit ihrer Prosa hat sich die österreichische Autorin Elisabeth Reichart bereits einen Namen gemacht. Bekannt geworden ist sie mit ihrem Roman "Februarschatten“, in dem sie sich an ein dunkles Kapitel der oberösterreichischen Vergangenheit wagt, während sie in ihren "Voest-Kindern“ die sozialkritische Dimension der Industriegeschichte ihrer Heimat in den Fokus rückt.

Als Lyrikerin kennt man sie bislang noch nicht. Doch jetzt hat sie einen schmalen Gedichtband im Otto-Müller-Verlag herausgebracht, in dem sie auch ihr poetisches Potential unter Beweis stellt. In vier Kapiteln spürt Reichart den großen Themen des Lebens nach. Hier geht es um Ort und Zeit, Liebe, Träume, Nacht und Tod.

Ferne Länder, magische Momente

Texte wie "Nagoya“ über das urbane Leben erzählen von Reicharts Erfahrungen während ihrer Auslandsaufenthalte in Japan. Die beiden Seiten der Stadt zwischen Armut und Reichtum gleichen einem Januskopf. Der Taifun und die stechende Sonne, Tränen verborgen in der blauen Stille zwischen Wäscheleinen und Akrobaten. Ihr poetischer Blick offenbart aber auch Kondensate der Armut in Städten wie Wien, die plötzlich zu einer globalen Bedürftigkeit mutieren - im Betteln um Blicke oder Wärme.

Und dann gibt es auch magische Momente wie die schimmernde Kirschblüte, die das Land für kurze Zeit schwebend überzieht und zu staunendem Innehalten zwingt: "Während der Kirschblüte / taumelnde Blicke / entrückte Gesichter ... Eltern halten ihre Kinder / in die Kirschblüte / das Lachen der Kinder / entblättert die Blüten“.

Schließlich sind da noch pulsierende Augenblicke, "ungeträumtes Leben“, zuweilen eingefasst in eine hermetische Metaphorik. Reicharts lyrischer Ton ist konzentriert, kraftvoll und unverbraucht. Wie die Liebe zwischen Fremdheit, Sehnsucht und Vertrauen: "Weißt du noch ... / die vergilbten Tage / die zerfransten Worte“.

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