Schaurige Schattenwelt

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Elend ist mannigfach. In Edgar Allan Poes Geschichten scheint dieses Elend zuallererst ein nervliches: Angespannt, überhitzt, in Trance und von morbider Überreiztheit sind seine Figuren und steuern dieserart dem Schiffbruch des Lebens entgegen. Die Symbolkraft der Schattenwelt(en) nutzend, formt der Begründer der Schauerliteratur daraus Geschichten voller Rätsel und Graus, Erzählungen, die -wie "Berenice" - gar "nicht erzählt werden sollte(n)". Geschichten, für die die jeweils Erzählenden sich nicht anschicken, Glauben zu erwarten oder gar zu erbitten.

Bibliophiles Layout

Sieben Geschichten sind nun in einem großformatigen und illustrierten Band zusammengestellt. Der Ästhetizismus als Grundprinzip von Poes Schaffen wird dabei gestalterisch weiterführt und ein Zitat Poes vorangestellt: "Ich bin immer auf der Suche nach Büchern mit breiten Seitenrändern." Die sprachvirtuosen Texte in der Übersetzung von Arno Schmidt und Hans Wollschläger werden in ebenso großzügigem wie bibliophilen Layout wechselweise auf schwarzen und weißen Seiten präsentiert und führen mit Hilfe der Illustrationen in eine Art Galerie des Unheimlichen.

Porträtartig führen die Bilder des französischen Künstlers Benjamin Lacombe ohne zu historisieren ins 19. Jahrhundert. Erschrecken und Entrücktheit der Figuren manifestieren sich in deren Augen, die anziehen und abstoßen gleichermaßen; sie sprechen die Grundemotion bei der Lektüre von Schauerliteratur an und ermöglichen auch jugendlichen Lesern, sich vom oft so rätselhaften Erzählduktus Poes gefangen nehmen zu lassen.

Unheimliche Geschichten Von Edgar Allan Poe. Illustr. und Gestaltung v. Benjamin Lacombe Jacoby & Stuart 2010 152 S., kart., € 23,20

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