Klug ausgewählt und bezaubernd illustriert versammelt Kathrin Wexberg in ihrem Buch „Immer mal wieder zum Himmel schauen“ Gebete für Kinder. Die Texte umfassen dabei nicht nur klassische Gebete, sondern auch solche, die ganz neu für diese Sammlung verfasst wurden.
Es gibt Bilderbücher, in denen die Sonne ein Gesicht hat. Mit Schaudern wendet man sich ab, bedrängt vom grellen Kitsch, mit dem Erwachsene die angeblichen Bedürfnisse von Kindern stillen wollen, ohne deren Recht auf Ästhetik wahrzunehmen. Es gibt Bilderbücher, in denen ein Fels ein Gesicht hat. Ein Gesicht ist. Und man kann gar nicht genug davon bekommen. Wie konnte das passieren? Passiert ist ein kleines künstlerisches Meisterwerk im Bilderbuchformat. Passiert sind lyrische Texte von schlichter Schönheit und assoziative Illustrationen, die die angedeuteten Vorstellungswelten üppig
Auch wenn sich die Möglichkeiten des phantastischen Erzählens heute
breit und breitenwirksam aufgefächert haben, bleiben Michael Endes
Romane attraktiv.
Von einem Bestiarium zu sprechen wäre vermessen, denn hier werden durchaus liebenswerte Geschöpfe versammelt. Dennoch: Die Figuren, die Wolf Erlbruch unter Nutzung ganz unterschiedlicher Techniken ins Bild setzt, können erst durch die beigestellten Erklärungen zuoder eingeordnet werden. Die Erklärungen werden daher auch alle mit derselben Frage eröffnet: "Was ist denn das?" Aus dem ersten Antwortversuch ("Ein Zwerg." Oder auch: "Ich weiß es nicht.") entwickelt sich ein Dialog, der seinerseits in Dialog mit dem jeweiligen Bild steht. Bemerkenswert bleibt dabei, dass alle vorgestellten
"Jugendliteratur“ ist nicht mehr nur das, was mit dem Hinweis "Ab 14 Jahren“ markiert ist. Auch ästhetisch und thematisch wurden Grenzen gesprengt.Wenn diese Woche die Buchmesse in Leipzig stattfindet, werden sich die mit der größten Spannung erwarteten Ereignisse einmal mehr um die Vergabe von Buchpreisen drehen. Aus dem Blick der Jugendbuchszene wird das die Bekanntgabe der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis sein. Je sechs Bücher werden in den Kategorien Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch genannt. Wie immer wird danach hitzig darüber diskutiert
Buchtipp von Furche, Stube und Institut für JugendliteraturHier ist etwas sehr Fischiges im Gong. Doch hier wird nicht geschwiegen, hier wird die Lippenpresse ebenso ignoriert wie die Stummheitsmasche. Hier werden die Dinge an- und ausgesprochen, egal, wie ekelwärtig und himmelrufend widerhaft sie sind.Nun. Der renommierte englische Autor von Literatur für Kinder und Jugendliche weiß auch in dieser Geschichte an die emotionalen und sozialen Bruchstellen kindlichen Erlebens zu blicken - nimmt dabei aber (mit Hilfe der biegsamen Übersetzung von Alexandra Ernst) den Weg der humorigen und
Anfangs wollt ich fast verzagen, / Und ich glaubt, ich trüg es nie; / Und ich hab es doch ertragen - Aber fragt mich nur nicht, wie? Bereits am Innentitel wird Heinrich Heine zitiert. Kenn ich, setzt der Hamburger Illustrator Peter Schössow keck dazu und schenkt sich "Der arme Peter“ zum 60. Geburtstag.Das Gedicht erfährt dabei eine spielerische Mehrfachübertragung: Es wird zu einem Schauspiel für Kinder gemacht, dessen Aufführung wiederum zum Inhalt des mit unglaublichem Detailreichtum ausgestatteten Bilderbuches wird. Vom Vorsatzpapier an folgt man dem Publikum und den
Wenn heute von Lesefähigkeit gesprochen wird, ist zumeist eine Kompetenz im Sinne des Umgangs mit Schrift gemeint. Das Lesen umfasst jedoch weit mehr -zum Beispiel, die Fähigkeit, Stadtpläne oder Landkarten zu deuten und damit Bildlichkeit, Schriftlichkeit und räumliche Vorstellungen in Einklang zu bringen. Die Kenntnis der Kartografie umfasst viel mehr als nur die Möglichkeit, von A nach B zu finden. Schlägt man einen beliebigen Schulatlas auf, zeigt sich rasch, dass unser Weltbild immer in jener Epoche, in der wir leben verankert, und von unserem eigenen Standpunkt geprägt ist. "Wo
Elend ist mannigfach. In Edgar Allan Poes Geschichten scheint dieses Elend zuallererst ein nervliches: Angespannt, überhitzt, in Trance und von morbider Überreiztheit sind seine Figuren und steuern dieserart dem Schiffbruch des Lebens entgegen. Die Symbolkraft der Schattenwelt(en) nutzend, formt der Begründer der Schauerliteratur daraus Geschichten voller Rätsel und Graus, Erzählungen, die -wie "Berenice" - gar "nicht erzählt werden sollte(n)". Geschichten, für die die jeweils Erzählenden sich nicht anschicken, Glauben zu erwarten oder gar zu erbitten. Bibliophiles Layout Sieben
Es träumt vom vollmond die sonne, / aus liebe zur sonn seufzt der mond, / von mir wird aus sehnsucht die welle / als menschlicher zierfisch bewohnt." Wenn h. c. artmann seine "wimpel bunt flattern" lässt, dann ist angezeigt, dass in einer Anthologie, die sich als Hausbuch auch an ein junges Lesepublikum richtet, nicht einfach Altbewährtes unter neuem thematischen Deckmäntelchen präsentiert wird. Vielmehr wird hier das große Lalula eines Kinderkosmos ausgebreitet, wenn der Bogen über das Firmament ebenso wie über das Werden und Vergehen des Tages, aber auch des Jahres gespannt wird:
Wortlos miteinander glücklich zu sein, bekommt in dieser Bilderbuchwelt ganz besondere Bedeutung. Denn Paul, der in das Nachbarmädchen Marie verliebt ist, verfügt über keine Worte. Gemeint ist damit nicht ein metaphorischer Makel verbaler Unsicherheiten, sondern ganz wortwörtlich eine konkrete soziale Unzulänglichkeit: In dem Land, in dem Paul lebt, werden Wörter von der Wörterfabrik produziert und müssen käuflich erworben werden. Die argentinische Bilderbuchkünstlerin Valeria Docampo, von der im deutschen Sprachraum erstmals Bilderbuchillustrationen zu sehen sind, taucht dieses
Hält Helene Hegemanns Roman, was die grosse Euphorie der Feuilletons versprochen hat?„Let me entertain you“, 1997 auf Robbie Williams Solo-Debütalbum veröffentlicht, wurde in der späteren Weltkarriere des Rockmusikers zum legendären Eröffnungssong zahlreicher Konzerte. Dem Erlösungsmotiv der Lyrics entsprechend („Hell is gone and heavens’s here“) schwebte der passionierte Selbstdarsteller dabei gerne von oben auf die Bühne herab.Dieses Deus-ex-Machina-Motiv darf auch dem Erscheinen der zu diesem Zeitpunkt erst 17-jährigen Helene Hegemann am literarischen Horizont unterlegt
Folgt nach dem Höhenflug in den literarischen Olymp nun der tiefe Fall? Die Feuilletons sorgen für viel Wirbel um die junge deutsche Autorin Helene Hegemann: Zuerst sang man euphorische Loblieder, dann bemerkte man Hegemanns Abschreiben – und nun scheiden sich die Geister.Deutschland spricht wieder von einem neuen Fräuleinwunder. Oder sollte man sagen: Für kurze Zeit sprach Deutschland wieder von einem neuen Fräuleinwunder? Diesmal ist es nicht eine vom Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki höchstpersönlich geadelte Judith Hermann, die sich in den hochliterarischen Olymp katapultiert
Über 40 Jahre ist es her, seit der Mensch auf dem Mond gelandet ist. Zeit, den Mond auch einmal auf die Erde zu holen – wenn auch diese „Mondlandung“ unter verkehrten Vorzeichen weit weniger planvoll erscheint als das Apolloprogramm: In der Silvesternacht möchte Lenas Papa mit seinen Raketen höher hinaus als alle anderen. Mama schilt ihn zwar einen alten Angeber, doch Papa zündet „die höchs – te Ra – ke – te al – ler Zeit – ten“! Pfeilgerade schießt sie hoch – und katapultiert die Vollmondscheibe vom Himmel. Ausflug in die Nacht Illustratorin Karoline Kehr setzt auf
Arcimboldo war gestern. Die Hexe von heute trägt das Gemüse nicht im Gesicht, sondern führt es im Beiwagen ihres Motorrads mit sich. Um es dann mit der Kettensäge kleinzuschnippeln, während der Rabe auch ihrem Kopf die Uhrzeit krächzt: "morgens früh um sieben, schabt sie gelbe Rüben". Koboldhaft und in ein exquisites, grün eingefärbtes Kleid aus Höhenlinien-Papier gekleidet wird die kleine Hex' in eine Szenerie gesetzt, die so wirkt, als hätte Pippi Langstrumpf sie soeben verlassen. Doch wird hier nicht eine Villa Kunterbunt dargestellt, sondern eine Skyline schräger und
Bei Kinderliteratur scheint es sich um Bücher zu handeln, die mit "Zauberkreide" geschrieben (und/oder gezeichnet) sind. So zumindest lautet der Titel eines Bandes der Literaturwissenschaftlerin Gundel Mattenklott, der die Kinderliteratur und ihre Entwicklung nach 1945 in den Blick nimmt. Gemeint ist damit nicht die Umtriebigkeit von Zauberschülern, die das Erscheinungsbild der Kinderliteratur zuletzt deutlich verändert haben. Gemeint ist damit viel mehr die magische kindliche Welt, die in Kinderliteratur bis heute Eingang findet - im Sinne der kindlichen Vorstellungskraft, mit der das
Egal ob Wolf Haas für "Silentium!" sorgt oder Donna Leon Figuren sanft entschlafen lässt - das Kloster (die Klosterschule) und der Krimi ergeben stets ein spannungsreiches Doppel - insbesondere natürlich dort, wo im Zusammenspiel von mittelalterlicher Mystik und der Geheimnisstruktur des Genres Verbrechen und Detektion aus der in sich geschlossenen Klosterwelt heraus erzählt werden. Nicht der junge Adson von Melk, sondern die aufgeweckte Kiki ist es, die hier in eine Klosterwelt kommt - und gleich am ersten Tag auf verschlossene Türen stößt: Warum darf sie als Mädchen die Klausur nicht
Im Booklet-Gespräch spricht der niederländische Kinderbuch-Autor Guus Kuijer über Traurigkeit und Glück, die Bedeutung von Kunst und Literatur, starke Mädchen und das Schreiben für Kinder.Guus Kuijer wurde 1942 in Amsterdam geboren und unterrichtete einige Jahre in einer Volksschule, bis er 1975 sein erstes Kinderbuch veröffentlichte. Er ist vielfach mit dem Goldenen Griffel, dem renommiertesten Kinderliteraturpreis der Niederlande ausgezeichnet und zählt heute zu den bekanntesten Kinderbuchautoren im mitteleuropäischen Raum. Einen Höhepunkt seines Erfolgs markiert die fünfbändige
In der allgemeinen Wahrnehmung steht die Kinder- und Jugendliteratur jener für Erwachsene immer noch nach. Für Renate Welsh, die vielfach preisgekrönte Kinderbuchautorin, liegt die Schwierigkeit der Kinderliteratur gerade in ihrer Einfachheit. Im FURCHE-Gespräch schildert sie, wieso.Die Furche: Frau Welsh, Ihr erstes Kinderbuch erschien 1969. Wie sehr hat sich Kinderliteratur seitdem verändert?Renate Welsh: Sie hat sich ungeheuer ausgeweitet. Damals musste man ja immer die Frage stellen: Darf man das Kindern zumuten? Inzwischen hat sich doch die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Realität
Sigrid Laubes Roman "Marie mit dem Kopf voller Blumen" führt ins 18. Jahrhundert.Neuartigkeit? Die brauchen wir nicht." Man schreibt das Jahr 1768. Noch weiß man nichts von einer Französischen Revolution, doch der frische Wind des Umbruchs dringt schon jetzt bis in die Wiener Vorstadt, wo Dr. Mesmer seinem grantelnden Gärtnermeister zur Antwort gibt: "Mitnichten mein Lieber! Die brauchen wir schon! Die Welt dreht sich, sie steht nicht still."Mit dieser Weltendrehung sind nicht nur orientalische Gewürze und chinesische Seide in das Palais des weltoffenen Arztes gelangt, sondern auch Ideen