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Wortlos miteinander glücklich zu sein, bekommt in dieser Bilderbuchwelt ganz besondere Bedeutung. Denn Paul, der in das Nachbarmädchen Marie verliebt ist, verfügt über keine Worte. Gemeint ist damit nicht ein metaphorischer Makel verbaler Unsicherheiten, sondern ganz wortwörtlich eine konkrete soziale Unzulänglichkeit: In dem Land, in dem Paul lebt, werden Wörter von der Wörterfabrik produziert und müssen käuflich erworben werden. Die argentinische Bilderbuchkünstlerin Valeria Docampo, von der im deutschen Sprachraum erstmals Bilderbuchillustrationen zu sehen sind, taucht dieses Land in Sepia-und Brauntöne und setzt mit roter Farbe bildliche Akzente.

Wie Schmetterlinge

Die runden, markanten Gesichter ihrer Figuren, deren schwingende Kleider und außergewöhnliche Hüte durchdringen das industriell anmutende Sujet, das bestimmt wird von der an den Turm zu Babel gemahnenden Wörterfabrik. Die Buchstaben bekommen ganz besonderen Wert, werden zum modischen Accessoire der Wohlhabenden, während diejenigen, die kein Geld haben, die Mülleimer nach weggeworfenen Wortschnipseln durchsuchen. Wie soll Paul Marie mit solchen Sprachresten seine Liebe erklären? Doch wenn der Ausverkauf und das Sonderangebot auf die Welt der Sprache übertragen werden, haben jene, die in fetten Lettern sprechen, das Nachsehen gegenüber jenen, die Worte einfangen, als seien sie Schmetterlinge. In das kräftige Rot junger Liebe hineingehaucht, vermögen gerade die scheinbar schlichtesten Worte ihre überraschende Kraft zu entfalten und die Spiralform der Wörterfabrik in einen emotionalen Wirbel zu verwandeln.

Die große Wörterfabrik Von Agnès de Lestrade. Illustr. von Valeria Docampo. Aus dem Franz. von Anna Taube. mixtvision 2010.40 S., geb.,€ 14,30

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